Wohlstand für Alle: Ep. 316: Papaplatte, MontanaBlack, Schradin & das Cutter-Drama
Der Podcast analysiert den Cutter-Streit um Papaplatte als Beispiel für strukturelle Ungerechtigkeit im Creator-Business.
Wohlstand für Alle
66 min read3607 min audioDer Podcast "Wohlstand für Alle" beleuchtet den Streit zwischen dem Twitch-Streamer Papaplatte und seinem ehemaligen Cutter Pamabu. Die Moderatoren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt analysieren die Machtverhältnisse zwischen Streamern und ihren Cutter:innen, wobei sie die ungleiche Gewinnverteilung und die Ausbeutung von Freelancern kritisieren. Sie zeigen auf, dass Papaplattes YouTube-Kanal "Lattensep" monatlich etwa 30.000 Euro einbrachte, während der Cutter zuletzt nur noch 3.500 Euro plus 1,5 % Umsatzbeteiligung erhielt. Die Diskussion wird in einen größeren gesellschaftlichen Kontext eingeordnet: Die Streamer nutzen ihre Marktmacht aus, während Cutter:innen oft unter prekären Bedingungen arbeiten – etwa mit 5 Euro Stundenlohn oder unbezahlten Probemonaten. Die Moderatoren argumentieren, dass die Empörung über diesen Einzelfall eigentlich die grundsätzliche Ungerechtigkeit des Kapitalismus treffe – nämlich dass Eigentum statt Arbeitsleistung über die Verteilung von Reichtum entscheide.
### 1. Die Gewinnmarge von Papaplatte sei mit 75 % dreimal höher als die von SAP
Wie Ole Nymoen ausführt: "Jeder CEO eines DAX-Konzerns würde mich mit Kuss Hand nehmen, wenn ich dem sage, ich habe da so eine Geschäftsidee, mit der werden wir eine EBIT-Marge von 75 % erzielen."
### 2. Die Argumentation der Streamer beruhe auf willkürlichen Gerechtigkeitsvorstellungen
Papaplatte rechtfertige die Gehaltskürzung damit, dass der Cutter nur 12 Stunden pro Woche arbeite – ignoriere dabei, dass er selbst keinerlei Zeit investiere und nur passives Einkommen erziele.
### 3. Viele Cutter:innen würden unter Mindestlohn oder auf 250-Euro-Basis beschäftigt
Ein Beispiel aus der Zeit: "Jakob bekam den Job... Für jedes fertige YouTube-Video erhielt er 30 Euro. Im Schnitt brauchte er sechs Stunden Arbeit für jedes einzelne. Ein Stundenlohn von 5 Euro."
### 4. Die Streamer nutzten parasoziale Beziehungen aus, um prekäre Arbeitsbedingungen zu normalisieren
Wie Wolfgang M. Schmitt feststellt: "Diese Influencer glauben, dass es einfach eine Gnade ist, dass man für sie arbeiten darf."
### 5. Die öffentliche Empörung bleibe auf Einzelfälle beschränkt, statt die strukturelle Ungerechtigkeit zu thematisieren
Die Moderatoren kritisieren, dass sich die Wut auf Papaplatte nicht auf andere prekäre Branchen wie Gastronomie oder Pflege übertrage, wo ähnliche Ausbeutungsverhältnisse herrschten.
## Einordnung
Der Podcast zeigt journalistische Tiefe, indem er ein scheinbar nischiges Thema der Streamer-Szene konsequent in einen gesellschaftlichen Großkontext einordnet. Die Moderatoren nutzen klare wirtschaftliche Argumente und konkrete Zahlen, um die Machtasymmetrien zwischen Streamern und Cutter:innen aufzuzeigen. Besonders gelungen ist die Verknüpfung mit klassischen Arbeitskämpfen – die Erwähnung von Gewerkschaften und die Kritik an Scheinselbständigkeit zeigt, dass hier nicht bloß Unterhaltungsprominenz, sondern strukturelle Ausbeutung thematisiert wird. Die Perspektive bleibt dabei klar auf der Seite der prekär Beschäftigten, wobei die Moderatoren geschickt vermeiden, moralisierend zu wirken. Stattdessen entlarven sie die rhetorischen Strategien der Streamer, die Gerechtigkeitsargumente selektiv einsetzen, um eigene Gewinne zu maximieren. Die Einordnung als "verstellter Klassenkampf" trifft den Kern der Analyse: Es geht nicht um einzelne "böse" Streamer, sondern um ein System, das Eigentum über Arbeitsleistung stellt. Die Kritik an der begrenzten Empörung des Publikums wirkt dabei nicht belehrend, sondern als Einladung zur weiteren Reflexion über gesellschaftliche Machtverhältnisse.