Brian Merchant spricht mit dem Kognitionswissenschaftler Hagen Blix über dessen Buch "Why We Fear AI". Blix argumentiert, dass die Angst vor KI weniger mit Science-Fiction-Szenarien zu tun hat, sondern materielle, klassenbasierte Realitäten widerspiegelt. Die zentrale These lautet, dass KI im Kapitalismus nicht primär der Produktivitätssteigerung dient, sondern als Instrument zur Lohndrückerei fungiert. Blix formuliert: "Wir sollten KI eher als ein Werkzeug zur Lohndrückerei betrachten denn als ein Werkzeug zur Produktivitätssteigerung." Ähnlich der industriellen Revolution ermögliche KI nun die industrielle Fertigung von Sprache und kreativen Inhalten. Dies führe zur "De-Qualifizierung" (de-skilling) und Prekarisierung ehemals sicherer Berufe im Kreativ- und Wissensbereich. Anwält:innen, Designer:innen oder Übersetzer:innen müssten nun mit billigeren, aber qualitativ schlechteren KI-Produkten konkurrieren. Dieser Angriff auf die Mittelklasse schaffe laut Blix und Merchant jedoch auch ein neues Potenzial für Solidarität und gewerkschaftliche Organisierung, wie die Streiks in Hollywood gezeigt hätten. Letztlich sei KI ein Angriff auf die Qualität der Arbeit und die Würde der Arbeiter:innen, was Apples umstrittene "Crush"-Werbung perfekt symbolisiere.