FALTER Radio: Wie Trumps Krieg gegen die Unis die USA verändert - #1475
Expert:innen-Gespräch über die systematischen Angriffe der Trump-Administration auf Wissenschaft und Hochschulen als Teil des globalen Rechtspopulismus.
FALTER Radio
3651 min audioIm Bruno Kreisky Forum diskutieren Linda Feldmann (Christian Science Monitor), Reinhard Heinisch (Universität Salzburg) und Christian Grose (USC/Schwarzenegger Institut) über die systematischen Angriffe der Trump-Administration auf Wissenschaft und Universitäten. Die Expert:innen analysieren, wie durch Begriffsverbote, Einsparungen, Einreisebeschränkungen und Personalabbau wissenschaftliche Institutionen entmachtet werden. Sie ordnen diese Strategie in die global rechtspopulistische Bewegung ein, die Eliten und Wissensträger als „feindlich“ markiert und demokratische Deutungshoheit untergraben will.
### 1 Die US-Regierung verbietet wissenschaftliche Begriffe
Linda Feldmann berichtet, dass Umweltbehörden wie die EPA intern nutzten, „climate change“, „global warming“ oder gar „evidence-based“ „nicht mehr verwenden durften“. Diese Form der „Kulturentwissenschaftlichung“ ziele darauf ab, ganze Themen aus der öffentlichen Verwaltung zu tilgen.
### 2 „Brain Drain“ durch Kürzungen und Personalabbau
Die Expertise des Staates schrumpft laut Feldmann planmäßig: „The White House had a position for a science adviser, that position went unfilled for a long time. People left government, were not replaced, sometimes were fired directly.“ Parallel würden Forschungsmittel gestrichen, wodurch Universitäten und Wirtschaftsforschung direkt geschwächt werden.
### 3 Internationale Wissenschaftler:innen werden vertrieben
Visa- und Einwanderungspolitik dienen der Wissenschaftspolitik: Viele ausländische Studierende und Forschende könnten nicht mehr einreisen oder blieben aus, „a brain drain of a different kind“, so Feldmann. Dies treffe besonders technologische Spitzenuniversitäten, die auf globale Talente angewiesen sind.
### 4 Rechtspopulismus nutzt Anti-Eliten-Ressentiments
Heinisch erklärt, dass Rechtspopulist:innen Universitäten und Medien „als Teil dieser Eliten wahrnehmen, die dem Volk fremd sind“. Ziel sei es, „die Eliten zu diskreditieren und damit auch der Wissenschaft ihre Deutungshoheit und Autorität zu entziehen“, um gesellschaftliche Spaltung und Demontage etablierter Strukturen zu fördern.
### 5 Institutionenangriff ist ein Jahrzehnte-Kulturkampf
Grose betont, die gegenwärtige Politik stehe „in einer Strategie von Populismus“ seit den 1960er-Jahren. Schon damals hätten Konservative Universitäten als „linke Institution“ markiert. Die jetzige Eskalation unter Trump sei der vorläufige Höhepunkt eines langen Versuchs, „die Institutionen zu zerstören und zu entmachten“.
## Einordnung
Die Diskussion ist professionell moderiert, die Expert:innen bleiben sachlich und belegen ihre Aussagen mit konkreten Beispielen (Begriffsverbote, Stellenabbau, Budgetkürzungen). Die Argumentation bleibt weitgehend linear und ohne innere Widersprüche. Besonders bemerkenswert ist die historische Einbettung: Die Analyse macht klar, dass die Wissenschaftsfeindlichkeit der Trump-Ära kein isoliertes Phänomen, sondern Teil eines generationsübergreifenden konservativen Kulturkampfes ist. Gleichzeitig wird die US-Perspektive klar im Zentrum gehalten – europäische Gegenmaßnahmen oder Befindlichkeiten tauchen kaum auf. Die Expert:innen dominieren; Betroffene (z.B. entlassene Forschende) kommen nicht selbst zu Wort. Der Fokus liegt auf Demontage, nicht auf möglichen Strategien zur Stärkung wissenschaftlicher Resilienz. Rechte oder pseudowissenschaftliche Inhalte werden nicht reproduziert, sondern klar als Bedrohung eingeordnet. Insgesamt liefert das Gespräch eine fundierte, journalistisch aufbereitete Warnung vor den Folgen systematischen Anti-Wissenschafts-Populismus.