Der Politikpodcast: EU-Korrespondent - Beobachtungen aus dem Brüsseler Staatenzoo
Abschiedsinterview mit Peter Kapern über die EU als Friedensprojekt, gelebte Bürokratie und den Schub durch den Ukraine-Krieg – kontroversenfrei und mit viel Überzeugung.
Der Politikpodcast
2947 min audioIm Deutschlandfunk-Redaktionsgespräch blickt der scheidende EU-Korrespondent Peter Kapern auf Jahrzehnte Brüssel-Berichterstattung zurück. Er sieht die EU trotz wiederholter Krisen als "Friedensmaschine" und "Naturgesetz", weil europäische Nachbarn auf engem Raum zusammenleben müssen. Kapern betont, dass die Gemeinschaft durch Finanz-, Flüchtlings- und Pandemie-Krisen realistischer wahrgenommen werde; der Ukraine-Krieg habe neue Geschlossenheit geschaffen. Kritik an Bürokratie hält er für teils vorgeschoben, warnt aber vor dem Rechtspopulismus als Hauptbedrohung. Ein weiterer Austritt nach dem Brexit hält er für unwahrscheinlich, weil Großbritannien als abschreckendes Beispiele diene.
### Die EU sei "die beste Antwort auf die Eigenart des Menschen, immer wieder übereinander herzufallen"
Kapern beschreibt die Union als zwangsläufige Friedensorganisation: "Wir wohnen in Europa einfach alle auf einem Haufen, und wenn man auf einem Haufen wohnt, dann muss man irgendwie versuchen, miteinander klarzukommen, weil die Alternative ist, sich ständig zu streiten und sich ständig die Schädel einzuschlagen."
### Durch Krisen sei ein "realistischerer Blick" auf die EU entstanden
Die anfängliche Idealisierung habe sich gelegt; die Bürger wüssten nun besser, "was die EU kann, was sie nicht kann". Diese "Mündigkeit" mache die Union stabiler, weil Enttäuschungen über zu hohe Erwartungen ausblieben.
### Der Ukraine-Krieg habe "wie ein Schock" für neue Solidarität gesorgt
Bei Sanktionsbeschlüssen und Flüchtlingsaufnahme habe es "eine enorme Geschlossenheit der 27 Mitgliedstaaten" gegeben, "eine Solidarität, die man so vorher auch nicht gekannt hat". Die externe Bedrohung habe die innere Einigkeit gestärkt.
### Rechtspopulismus ist Kapers größte Sorge
"Der Rechtspopulismus, der sich in Europa ausbreitet, der versucht, die Europäische Union in Frage zu stellen", bereite ihm größte Sorge. Er fordert von allen Demokraten Wachsamkeit gegenüber denen, die Zusammenarbeit in Europa untergraben wollen.
### Ein weiterer Austritt nach Brexit sei unwahrscheinlich
Der Brexit habe als "Warnschuss" gezeigt, "was passieren kann, wenn man sich von der Europäischen Union verabschiedet" – mit hohen Kosten und Problemen. Dieses Beispiel habe andere Länder vorsichtig gemacht und die Union dadurch gestärkt.
## Einordnung
Das Gespräch wirkt wie ein professionell moderierter Abschied aus der aktiven Politikberichterstattung: Stephan Detjen stellt offene, aber unkritische Fragen, Peter Kapern antwortet in gefälligen Schlagwortbildern. Die Argumentation bleibt dabei oberflächlich: Wer die EU für ein Bürokratiemonster hält, wird als vorgeschobener Europagegner abgetan; die Behauptung, „jede große Organisation“ sei eben bürokratisch, verharmlost konkrete Reformbedarfe. Perspektiven von EU-Kritiker:innen oder Betroffenen von Austeritätspolitik kommen nicht vor; stattdessen dominiert die Selbstbestätigung des Projekts. Die Geschichte wird linear auf Fortschritt und Frieden umgedeutet, ohne koloniale Mitverantwortung oder ökonomische Machtasymmetrien zu thematisieren. Die Sendung transportiert vor allem eins: Mainstream-Überzeugung und Kontinuität – passend zum Deutschlandfunk-Anspruch, aber ohne analytische Tiefe oder kontroverse Auseinandersetzung.