ChinaPower: Echonomics - China Enters the Global Trade System
Die CSIS-Podcastfolge rekapituliert die 15-jährigen WTO-Beitrittsverhandlungen Chinas aus US-Perspektive – mit heutiger Ernüchterung über unerfüllte Reformversprechen.
ChinaPower
25 min read1784 min audioDie knapp 25-minütige Episode "China's WTO Accession: From Hope to Regret" rekapituliert die 15-jährigen Beitrittsverhandlungen Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO) und die heutige Ernüchterung in Washington. Gastgeber:innen sind Erin Murphy (CSIS), Bill Reinsch (Senior Adviser CSIS), Wendy Cutler (Asia Society Policy Institute) und Zhang Xiangchen (stellvertretender WTO-Generaldirektor).
### 1. China habe den WTO-Beitritt als Hebel für innenpolitische Reformen genutzt
Zhang Xiangchen erklärt, chinesische Führungskräfte wie Zhu Rongji hätten die Verpflichtungen aus dem Beitritt gezielt eingesetzt, um "ihre eigenen Ministerien zu Dingen zu bewegen, die sie widerwillig taten". Die Öffnung des Marktes und die Anpassung von Gesetzen seien intern heftig umstritten gewesen, besonders in den Sektoren Landwirtschaft und Automobilindustrie.
### 2. Die USA hätten China mehr abverlangt als anderen Staaten
Wendy Cutler betont, die USA hätten "parallel bilaterale Verhandlungen" geführt und China "wahrscheinlich mehr abverlangt als anderen Ländern". Die 15-jährige Dauer sei auch der US-Politik geschuldet gewesen; erst als Zhu Rongji Reformbereitschaft signalisiert habe, sei Bewegung in die Verhandlungen gekommen.
### 3. Die WTO-Regeln seien für Chinas Wirtschaftsmodell unzureichend
Bill Reinsch und mehrere US-Politiker:innen werfen China vor, es nutze "massive Subventionen", "diskriminiere" ausländische Unternehmen und umgehe Transparenzpflichten. Die WTO könne dies kaum ahnden, weil Regeln zu Lückenhaft seien und das Streitbeilegungsverfahren seit Jahren blockiert sei.
### 4. Die US-amerikanische Politik habe sich von Beitrittsbefürwortung zu "Buyer's Remorse" gewandelt
Die Episode zeigt, dass die USA 2001 noch gehofft hätten, der Beitritt werde China demokratisieren und zu fairen Wettbewerb führen. Heute werde der "China Shock" beschworen – 3,7 Millionen verlorene Jobs und ein Handelsdefizit von bis zu 504 Milliarden US-Dollar würden angeführt. Trump und Biden setzten Strafzölle und Exportkontrollen, ohne auf die WTO zu warten.
### 5. Die WTO selbst sei dysfunktional
Die Organisation habe sich seit Chinas Beitritt 2001 kaum reformiert, die Doha-Runde sei gescheitert, und das Streitbeilegungsverfahren sei durch US-Blockaden lahmgelegt. Dadurch fehlten wirksame Instrumente gegen staatliche Beihilfen und Subventionen.
## Einordnung
Die Episode liefert eine professionell recherchierte, aber eindeutig US-zentrierte Perspektive. Faktisch korrekt rekonstruiert sie die historischen Verhandlungen, lässt aber kaum chinesische Gegenargumente zu WTO-Regeln oder US-Doppelstandards zu. Die Expert:innen sprechen aus durchweg westlicher Position, ohne kritische Fragen an die eigene Handels- oder Subventionspolitik. Die WTO wird als objektives Regelwerk dargestellt, während chinesische Industriepolitik als „Regelbruch“ diffamiert wird – eine Darstellung, die alternative Deutungen des „rules-based order“ ausblendet. Die Folge ist damit eine anschauliche, aber parteiische Erzählung für US-Politikinteressierte, weniger ein ausgewogener Beitrag zum globalen Handelsdiskurs.
Hörwarnung: Wer eine kritische Auseinandersetzung mit westlichen Handelspraktiken oder eine chinesische Gegenperspektive erwartet, wird hier kaum fündig.