Bern einfach. Das Wichtigste zum Tag.: Spezial: «Wir wollen das Wachstum der Verwaltung bremsen»
Gemütliche Werbefolge für die «Verwaltungsbremse» ohne kritische Gegenstimmen.
Bern einfach. Das Wichtigste zum Tag.
30 min read1420 min audioDominik Feusi vom "Nebelspalter"-Podcast begrüsst Jonas Lüthi, Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, zur Episode "Verwaltungsbremse Initiative". Lüthi erklärt, dass künftig die Personalausgaben des Bundes nur noch so stark steigen dürfen wie der Schweizer Medianlohn – eine Obergrenze, die keine Stellen abbauen, aber expansiven Bürokratiewuchs stoppen solle. ETH-Bereich und Krisenzeiten mit absolutem Parlamentsmehrheit seien ausgenommen. Die Jungfreisinnigen wollen mit der Initiative ein Zeichen gegen "unbegrenztes Wachstum" setzen und Parlament sowie Verwaltung zur Priorisierung zwingen; Unternehmensseite und bürgerliche Parteien reagierten «sehr positiv». Die Vernehmlassung beginnt im März 2026.
### Die Verwaltungsbrems-Kopplung ans Lohnniveau
Die Initiative knüpft die künftige Ausgabenkurve exklusiv an den Medianlohn, weil Lüthi meint, "Bundesverwaltung gleich schnell wachsen wie die Wirtschaft" sei inhaltlich falsch; Skaleneffekte durch Digitalisierung würden zusätzliche Stellen überflüssig machen.
### Keine Entlassungen, aber Stillstand auf Vorjahresniveau
Lüthi betont mehrfach, «es wird auch keine einzige Person weg der Initiative entlobt»; der bestehende Stamm bleibe erhalten, nur das «ungebremste Wachstum» werde gestoppt, womit langfristig "genug Platz" für Individuen bleibe.
### Parlament versagt angeblich an Selbstbeschränkung
Als Begründung für den Volksrechtsweg führt Lüthi an, das Parlament sei «einfach aus der eigene Zwang nicht fähig», Ausgaben zu bremsen; jede Session produziere 60-80 neue Stellen, weil «jede Partei irgendetwas fordert".
### ETH und Krisenfall-Ausnahmen offensiv eingebaut
Um wirtschaftsnahe Forschung nicht zu gefährden, werden ETH, PSI & Co. explizit vom Deckel ausgenommen; in «Notlagen» kann eine Parlamentsmehrheit die Bremse ebenfalls aushebeln – ein Konzept, das Gesprächsteilnehmer als «durchdacht» loben.
### Breite bürgerliche Unterstützung wird eingefordert
Lüthi berichtet von «sehr positiver» Reaktion der Wirtschaft und «bürgerlichen Parteien»; die Jungfreisinnigen wollen «Allianzen» für den bevorstehenden Unterschriftensammelstart und orten ein «Zeichen an das Parlament», endlich zu priorisieren.
### Liberale Leitidee: «Mehr Freiheit, weniger Staat»
Die Initiative verdichte den Parteileitsatz «mehr Freiheit, weniger Staat", wobei Lüthi betont, sie sei «nicht gegen den Staat", sondern für einen «handlungsfähigen" und «schlanken" Staat, der Spielräume für Unternehmertum erhalte.
## Einordnung
Die Sendung wirkt wie ein gemütliches Promo-Gespräch: Der Moderator stellt keine kritischen Nachfragen, etwa wie sich eine harte Budgetgrenze auf Bundesaufgaben wie Asylverfahren, Klimaschutz oder Pandemieprävention auswirken könnte. Feusi übernimmt Formulierungen („absolut moderat“) und wiederholt Parteithesen, statt die Kopplung an den Medianlohn analytisch zu hinterfragen. Fehlende Gegenstimmen – Gewerkschaften, Verwaltungsexpert:innen oder Betroffene – erzeugen eine Echokammer, die die Initiative als Alternativlos präsentiert. Der Podcast beansprucht, «unabhängig» und «kritisch» zu sein; in dieser Folge dient er jedoch primär als PR-Kanal der Jungfreisinnigen. Die Folge offenbart eine marktliberale Deutungshoheit, in der „Weniger Staat" per se als Fortschritt gilt – ein Anspruch, der ohne empirische Evidenz oder gesellschaftliche Gegenperspektiven bleibt.
Hörwarnung: Wer unabhängige Analyse statt parteipolitischer Werbung erwartet, wird hier nicht bedient.