ARD Klima Update: Verbrenner-Aus: Wann nehmen E-Autos richtig Fahrt auf?
Der ARD-Klima-Podcast zeigt, warum E-Autos in Sprakebüll funktionieren – und was passiert, wenn die Politik das 2035er EU-Verbrenner-Aus streicht.
ARD Klima Update
14 min read1857 min audioARD-Klima-Update widmet sich dem Streit um das 2035er EU-Verbot für neue Verbrenner. NDR-Reporterin Susanne Tappe besucht das Dorf Sprakebüll, das seit Jahren die höchste E-Auto-Dichte Deutschlands hat. Sie zeigt: Förderung, Bürgerwindstrom und ein engagierter Austausch machten das Projekt 2018 möglich; heute fehlen Anreize und die Ladeinfrastruktur bleibt privat. Tappe war quer durch Deutschland unterwegs und stellt fest: In Städten fehlen Alternativen zur Garage, auf dem Land fehlen Schnelllader. Professor Felix Creutzig vom Mercator-Institut warnt, das Aushebeln des Verbrenner-Stops würde Planungssicherheit zerstören, Investitionen stoppen und die Klimaziele torpedieren, weil der Verkehr ohnehin hinter den Vorgaben liegt.
### T1: Sprakebüll bewies: Förderung + lokaler erneuerbarer Strom = hohe E-Auto-Quote
"Das war so ein bisschen, ja, ein Anreiz gewesen für die Leute, sich das zuzulegen", erinnert sich Wilfried Höper, der seit sieben Jahren seinen Renault Zoe fährt.
### T2: Der Hype ist vorbei – heute fehlen Kaufanreize und öffentliche Ladeplätze
"Die Förderungen sind gekürzt worden. Die KfW-Förderung für eine Wallbox ist ausgelaufen", kritisiert Klaus Petersen. Wer kein Eigenheim habe, finde kaum öffentliche Alternativen.
### T3: Städtische Lösung: Ladebordsteine statt aufwendiger Säulen
"Das ist ein Ladeanschluss direkt im Bordstein. Es sieht aus wie ein kleiner Stromkasten", schildert Tappe das Pilotprojekt Tübingen; teuer, platzsparend und für Mieter:innen relevant.
### T4: Kanzler-Kandidat Merz will das 2035er EU-Verbrenner-Aus kippen
"Ein Kippen dieses Verb Creutzig: "Das würde das Ganze verzögern. Und das würde natürlich auch die Klimaschutzziele untergraben."
### T5: Technik ist marktreif, aber Infrastruktur und Rahmenbedingungen brauchen Politik
"Die Batterien werden immer besser, sie werden immer günstiger", sagt Creutzig. Dennoch brauche es Planungssicherheit, Ladeort-Pflicht und weitere kommunale Förderung.
### T6: Deutschland könnte 2035 liefern – wenn Politik, Kommunen und Industrie jetzt festziehen
"Die Autoindustrie investiert ja massiv in Elektromobilität", betont Creutzig. Ohne gesetzlichen Stopp drohen Ziel- und Wettbewerbsverluste gegenüber China.
## Einordnung
Die 30-minütige Folge liefert eine informative Bestandsaufnahme, verheddert sich aber zwischen Reportage und Experteninterview. Die Redaktion transportiert die Expertise von Creutzig glaubwürdig, während Tappe mit anschaulichen Beispielen die soziale Schieflage zwischen ländlichen Eigenheimbesitzer:innen und städtischen Mieter:innen zeigt. Kritisch bleibt die politische Analyse oberflächlich: Die Union fordert das Kippen des 2035er Verbrenner-Stops, die Folgen werden angerissen, aber weder Koalitionspartner noch EU-Mehrheitsverhältnisse werden hinterfragt. Auch fehlen Perspektiven der Autoindustrie, Mieter:innen-Initiativen oder klimakritischer Stimmen, die Alternativen wie Fahrrad- und Busbeschleunigung einfordern. So bleibt der Ton rein technokratisch und verpasst die Diskussion um gerechte Verkehrspolitik. Dennoch vermittelt das Format klar: Ohne gesetzliche Stabilität und gezielte Förderung droht der Ausbau der E-Mobilität zu stocken – mit Folgen für das deutsche Klimaziel.