Ryan Lizza argumentiert in seinem Newsletter "Telos" gegen die These des Journalisten Ezra Klein, die Demokratische Partei solle zur Abwehr des MAGA-Lagers auch Abtreibungsgegner:innen aufstellen. Lizza stimmt dem Grundgedanken einer breiten Koalition zum Schutz der Demokratie zwar zu, hält die Abtreibungsfrage aber für das falsche Thema für Kompromisse. Er untermauert dies mit Daten, die zeigen, dass das Recht auf Abtreibung seit der Aufhebung von "Roe v. Wade" zu einem erfolgreichen Thema für die Demokrat:innen geworden ist, selbst in republikanisch dominierten Staaten wie Kansas, Ohio und Kentucky. Lizza führt an, dass Wähler:innen in Referenden wiederholt für den Schutz des Abtreibungsrechts gestimmt haben. Als Beispiel dient die Wiederwahl des demokratischen Gouverneurs Andy Beshear in Kentucky, der die extreme Position seines Gegners zur Abtreibung erfolgreich zum Wahlkampfthema machte. Lizza argumentiert, dass die Anti-Abtreibungsbewegung nach der "Dobbs"-Entscheidung zunehmend autoritäre Maßnahmen wie die Überwachung von Schwangeren und Reiseverbote vorantreibt. Ein:e "Pro-Life-Demokrat:in" zu sein, bedeute heute, dieses System staatlicher Kontrolle zu unterstützen. Lizza schließt: "Im Amerika des Jahres 2025 den Demokraten zu sagen, sie sollten 'Pro-Life-Demokraten' aufstellen, ist nicht die clevere Strategie, für die Klein sie hält. Stattdessen drängt man sie damit, genau die autoritäre Bedrohung zu normalisieren, die sie eigentlich besiegen sollen." Länge des Newsletters: 14305 ## Einordnung Lizza rahmt die Debatte um Abtreibungsrechte gezielt nicht als reine Politikfrage, sondern als zentralen Schauplatz im Kampf gegen Illiberalismus. Er stellt eine direkte Verbindung zwischen der Kontrolle über weibliche Körper und autoritären Regierungspraktiken her, eine Perspektive, die er bei männlichen Kommentatoren wie Klein vermisst. Die implizite Annahme des Textes ist, dass körperliche Autonomie eine Grundvoraussetzung für Demokratie ist und der Angriff darauf ein Kernmerkmal der MAGA-Bewegung darstellt. Die Stärke der Argumentation liegt in der Verknüpfung von Wahldaten mit einer ideologiekritischen Analyse der modernen Anti-Abtreibungsbewegung. Lizza stellt die Vorstellung einer moderaten "Pro-Life"-Position innerhalb der Demokraten als politisch naiv und strategisch schädlich dar. Der Newsletter ist für Leser:innen wertvoll, die eine fundierte, datengestützte Analyse der strategischen Debatten im liberalen US-Spektrum suchen. Er liefert überzeugende Argumente, warum das Recht auf Abtreibung zu einem Eckpfeiler der anti-autoritären Bewegung geworden ist.