Der Podcast "Betreutes Fühlen" mit Atze Schröder und dem Psychologen Leon Windscheid widmet sich in dieser Folge dem Thema Interozeption – dem verborgenen Sinn, mit dem wir unsere Körperwahrnehmung aus dem Inneren wahrnehmen. In einem locker-unterhaltsamen Gespräch erklärt Leon Windscheid auf Basis wissenschaftlicher Studien, wie stark Körper und Psyche miteinander verflochten sind. Dabei wird deutlich, dass viele Menschen – insbesondere Männer – ihre Körpersignale vernachlässigen oder nicht richtig deuten. Die Folge thematisiert auch, wie Körperwahrnehmung mit Empathie, psychischen Störungen und künstlicher Intelligenz zusammenhängt. Die beiden sprechen über persönliche Erfahrungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und geben Tipps, wie man seine Wahrnehmung schärfen kann – ohne in Selbstoptimierung oder Esoterik abzugleiten. ### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt Leon Windscheid erklärt, dass körperliche Reaktionen oft schneller als bewusste Gedanken erfolgen. Als Beispiel dient die Geschichte eines Jugendlichen, der von einem Bären angegriffen wird und dessen Körper bereits mit Adrenalin flutet, bevor er überhaupt realisiert, was passiert: „Sein Körper reagiert, bevor sein Verstand das tut [...] Es dauerte unfassbar lange, bis sein bewusstes Denken die Signale des Körpers einholt.“ ### Männer ignorieren ihre Körpersignale Atze Schröder gibt offen zu, dass er schlecht darin sei, in sich hineinzuhorchen – insbesondere im Vergleich zu seiner Partnerin. Als ehemaliger Turner habe er gelernt, Schmerzen zu ignorieren. Leon bestätigt, dass viele Männer ihre Körperwahrnehmung verloren hätten: „Ich würde mich auch eher niedrig einschlagen. Wann habe ich das letzte Mal darauf geachtet, wie mein Herz?“ ### Körperwahrnehmung beeinflusst Empathie Studien zeigen, dass Menschen, die ihren Herzschlag besser spüren, auch empathischer reagieren. Leon zitiert eine Studie: „Menschen, deren Herz stärker reagiert, wenn sie Emotionen von anderen sehen, berichten, dass sie sich besser in diese anderen Menschen einfühlen können.“ ### Künstliche Intelligenz ohne Körper wird nie bewusst sein Leon äußert Zweifel daran, dass KI jemals echtes Bewusstsein entwickeln könne, weil ihr der körperliche Aspekt fehle: „Ich glaube, der Grund ist, weil sie keinen Körper hat, weil sie keinen Organismus.“ ### Psychische Störungen verschärfen Körperwahrnehmung Die beiden warnen davor, dass Menschen mit Angststörungen oder Panikattacken oft übermäßig auf Körpersignale achten und diese falsch deuten. Leon warnt vor Laien-Coaches ohne Ausbildung: „Ein Mensch mit z.B. einer Angststörung, der Panikattacken hat, der ist eh schon viel zu sehr damit beschäftigt, die ganze Zeit in sich rein zu horchen.“ ## Einordnung Die Folge besticht durch ihre unterhaltsame Mischung aus Comedy und Wissenschaft. Leon Windscheid gelingt es, komplexe psychologische Konzepte wie Interozeption oder die James-Lange-Theorie anschaulich und mit konkreten Beispielen zu erklären. Die lockere Atmosphäre wird durch persönliche Anekdoten und humorvolle Dialoge getragen, ohne dabei oberflächlich zu wirken. Besonders positiv hervorzuheben ist die deutliche Abgrenzung gegenüber Esoterik und Selbstoptimierungstrends – die beiden betonen wiederholt, dass Körperwahrnehmung nicht gleich Heilung bedeute und bei psychischen Erkrankungen professionelle Hilfe nötig sei. Die Kritik an unqualifizierten Coaches ist deutlich und wichtig. Insgesamt ein gelungener, unterhaltsamer Einstieg in ein vielschichtiges Thema – mit wissenschaftlichem Anspruch, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Hörempfehlung: Ja – wer Psychologie mit Humor mag und sich für Körper-Geist-Zusammenhänge interessiert, bekommt hier eine unterhaltsame und informative Einführung.