Performance Process: Creatine for Cyclists? Separating the hype from the science
Faktencheck Kreatin: Wissenschaftler und Journalist klären, ob das Supplement auch für Ausdauersportler:innen sinnvoll ist.
Performance Process
46 min read2161 min audioDer Performance Process-Podcast mit Ronan Mc Laughlin und Dr. Alan McCubbin widmet sich der Frage, ob Kreatin nur für Kraft- oder auch für Ausdauersportler:innen sinnvoll ist. Die beiden diskutieren die biochemische Wirkweise, neue Studien zu wiederholten Sprintbelastungen und den Hype um hohe Dauer-Dosierungen.
### 1 Kreatin könne auch für Radfahrer:innen nützlich sein – nicht nur für Sprinter
McCubbin erklärt, dass Kreatin-Phosphat zwar nur 10–20 Sekunden maximale ATP-Bereitstellung ermögliche, genau dieses Zeitfenster aber in vielen Rennsituationen entscheidend sei: „It produces ATP very quickly, but it's only going to last maybe 10 to 20 seconds … it's actually doing repeated efforts … the later ones that seem to be getting the most benefit.“
### 2 Die klassische Forschung habe Ausdauersportler:innen möglicherweise falsch eingestuft
Frühe Studien konnten keinen Nutzen für Ausdauerleistungen zeigen, weil sie lange, gleichmäßige Tests nutzten. Neuere Versuchsdesigns mit über/unter-Intervallen oder eingestreuten Sprints zeigen demgegenüber signifikante Leistungsvorteile.
### 3 Hohe Dauer-Dosierungen (20 g/Tag) seien wissenschaftlich kaum abgesichert
Die in sozialen Medien propagierte Dauer-Hochdosierung basiere „part on hype“. Die Evidenz für zusätzliche kognitive Effekte („brain creatine“) sei dünn: „very few studies looking at like what is the optimal dosing to maintain your maximal brain creatine content“.
### 4 Gewichtszunahme durch Wassereinlagerung sei keineswegs immer nachteilhaft
Die etwa 0,5–1 kg schwere Zunahme entspreche einer intrazellulären Hyperhydrationsstrategie und könne in heißen Rennen sogar vorteilhaft sein. Zudem deute einiges darauf hin, dass sich der Wasserhaushalt nach einigen Wochen wieder normalisiere.
### 5 Vegetarier:innen und Veganer:innen profitierten stärker vom Supplement
Da pflanzliche Kost kaum Kreatin liefere, hätten Personen ohne Fleisch/Fisch einen größeren relativen Speicherzuwachs.
### 6 Kreatin gelte als sicher, könne aber Laborwerte verfälschen
Die Substanz selbst sei „regarded as pretty safe“. Allerdings führe die erhöhte Kreatinin-Ausscheidung dazu, dass Ärzt:innen fälschlicherweise eine eingeschränkte Nierenfunktion vermuten könnten.
## Einordnung
Die Episode zeigt, wie ein Fachgespräch zwischen einem erfahrenen Sportjournalisten und einem kompetenten Wissenschaftler funktioniert: klar strukturiert, mit nachvollziehbaren Metaphern und ohne übertriebene Versprechen. McCubbin differenziert sorgfältig zwischen belegten und noch offenen Fragen, räumt mit Mythen auf und benennt praktische Fallstricke (z. B. falsch-positive Nierentests). Die beiden bleiben dabei stets auf Augenhöhe – Mc Laughlin liefert eigene Rennerfahrungen, ohne sich zum Selbstversuch aufzuschwingen. Kritisch bleibt, dass nur die erste Hälfte des Gesprächs frei zugänglich ist; wer die vollständige wissenschaftliche Einschätzung will, muss Mitglied beim Escape Collective werden. Dennoch liefert der freie Teil bereits solide Orientierung für alle Radfahrer:innen, die überlegen, Kreatin auszuprobieren.
Hörempfehlung: Wer wissen will, ob Kreatin mehr als nur Muskelpump verspricht und wie man es in der Praxis sinnvoll einsetzt, bekommt hier eine fundierte, nüchterne Einschätzung – ohne Werbung und ohne Angst.