DW AfricaLink: What does Paul Biya's election victory mean for Cameroon?
Deutsche Welle erklärt die Unruhen nach der umstrittenen Wiederwahl von Paul Biya und beleuchtet die Rolle von Institutionen und Opposition.
DW AfricaLink
23 min read1565 min audioDer DW-Podcast „AfricaLink“ diskutiert die kontroverse Wiederwahl von Paul Biya in Kamerun. Moderator Eddy Micah Jr. spricht mit DW-Korrespondentin Dorcas Ekupe und Analyst Mac Anthony Akuhmbohm über Proteste, angeblichen Wahlbetrug und die Aussichtslosigkeit juristischer Gegenwehr. Die Beitragenden werfen dem Staat vor, Wahlen durch Kontrolle von Verfassungsrat und Wahlkommission zu steuern, Proteste gewaltsam niederzuschlagen und digitale Kommunikation zu beschränken. Junge Kameruner:innen fordern Jobs, ein Ende der Anglophon-Krise und politischen Wandel; viele sehen keine echte demokratische Alternative, da die Opposition zerstritten sei. Die Sendung endet mit der Einschätzung, Biya werde aufgrund seiner Netzwerke und Institutionen nicht mehr abgelöst werden.
### 1. Tote und Festnahmen bei Protesten gegen Wahlergebnis
Laut Ekupe seien in Douala mindestens vier Menschen erschossen und über 100 festgenommen worden. Protestler:innen blockierten Straßen und zündeten Feuer, da sie das Ergebnis nicht als „Willen des Volkes“ anerkennen. Chiroma selbst berichte über Schüsse auf sein Anwesen und rief die internationale Gemeinschaft zu Hilfe.
### 2. Zweifel an hoher Wahlbeteiligung in Konfliktgebieten
Die offizielle Darstellung einer „großen Beteiligung“ in den englischsprachigen Regionen, wo seit Jahren bewaffnete Gruppen agieren und lange Ausgangssperren herrschen, werde von vielen Bürger:innen als „nicht wirklich der Fall“ bezeichnet. Diese Diskrepanz nähre Betrugsvorwürfe.
### 3. Wahlkampf ohne sichtbaren Präsidentschaftskandidaten
Akuhmbohm wundert sich, dass Biya trotz seines Alters von 92 Jahren ohne eigene Kampagnenauftritte „gewinnen“ könne. Für ihn ein Beleg, dass institutionelle Kontrolle statt Volkswillen über Sieg oder Niederlage entscheide.
### 4. Jugendarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit bestimmen Stimmung
Ekupe schildert, viele junge Menschen seien arbeitslos und wollten nur „eine bessere Lebensperspektive“. Universitäten zwar vorhanden, danach fehlten Jobs; wer könne, verlasse das Land. Die neue Amtsperiode werde als Fortsetzung wirtschaftlicher Stagnation erwartet.
### 5. Fragmentierte Opposition ohne gemeinsame Strategie
Die Opposition habe es versäumt, eine breite Koalition aufzustellen. Zwar hätten fast alle Parteien Wahlniederschriften (return reports) als möglichen Beweis für Unregelmäßigkeiten gesammelt, doch viele veröffentlichten diese nicht. Für Akuhmbohm ein Zeichen, dass Einzelinteressen über gemeinsame Demokratiebestrebungen gingen.
### 6. Verfassungsrat und Wahlkommission als „verlängerter Arm der Regierung“
Beide Gesprächspartner:innen betonen, Mitglieder von Verfassungsrat (Constitutional Council) und Wahlkommission (Elecam) seien überwiegend der herrschenden Partei CPDM zuzuordnen. Da der Rat Berufungen bereits abwies, sähen Kritiker:innen keine juristische Möglichkeit mehr, das Ergebnis anzufechten.
## Einordnung
Die Sendung arbeitet professionell: klare Trennung zwischen Moderation, Reporterstimme und Analysten, direkte Zitate, Rückfragen und Einordnung durch Gäste. Die Stärke liegt in der lokalen Berichterstattung: Ekupe und Akuhmbohm liefern Echtzeit-Einschätzungen aus Yaoundé und Douala, nennen Zahlen zu Toten und Verhaftungen und sprechen mit Bürger:innen vor Ort. Kritisch bleibt, dass die Regierungsperspektive nur durch den Moderator indirekt („sind die Wahlen nicht frei und fair?“) aufgegriffen wird; konkrete Stimmen von Regierungsvertreter:innen fehlen. Die These von vorgefertigten Ergebnissen wird durch Betonung der institutionalisierten Machtstrukturen plausibel gemacht, aber nicht mit unabhängigen Daten belegt – eine externe Wahlbewertung oder weitere afrikanische Beobachter:innen kommen nicht zu Wort. Trotzdem gelingt dem Format eine klare, zugängliche Analyse für ein internationales Publikum und verleiht kritischer Zivilgesellschaft eine Plattform.