ARD-Ostasien-Korrespondent Thorsten Iffland berichtet im Gespräch mit Elena Kuch, wie der Klimawandel die pazifische Inselrepublik Tuvalu bedroht: Meerwasser dringt permanent in die Atolle ein, Süßwasser- und Nahrungsmittelknappheit nehmen zu, die Bevölkerung lebt knöcheltief im Wasser. Die Regierung will auf teuren Klimaschutzmaßnahmen und einem Abkommen mit Australien für 280 abwandernde Tuvaluer:innen pro Jahr beharren, während die Menschen fordern, „mehr Geld für Klimaanpassung“ und konsequentes Einhalten der Klimaziele durch Industriestaaten. Zugleich digitalisiert das Land seine Kultur, um als „digitaler Staat“ zu überleben. ### 1. Inseln versinken im salzigen Wasser Die Inseln seien „knöcheltief unter Wasser“, berichtet Iffland; „das ganze Dorf“ stehe unter Wasser, weil das Meer „von unten“ durch poröse Korallen ströme. Die Menschen hätten sich daran gewöhnt und spielten oder arbeiteten im salzigen Wasser. ### 2. Kein Süßwasser, keine Ernten mehr Weil die Süßwasserlinsen zerstört seien, hänge Tuvalu ausschließlich von Regen ab, doch Dürreperioden und extreme Regenfälle machten die Lage prekär. Böden wären versalzen, Landwirtschaft kaum noch möglich, Importabhängigkeit steige. ### 3. Migration als geopolitisches Zugeständnis Das 2023 geschlossene Abkommen mit Australien erlaube 280 Tuvaluer:innen jährlich die Auswanderung; im Gegenzug sichere Australien Katastrophenhilfe und fordere Konsultationsrechte bei Tuvalus Sicherheitspolitik – ein „Stabilisierungsinteresse“ gegen Chinas Einfluss, so Iffland. ### 4. „Digitale Nation" als Verzweiflungsakt Die Regierung lasse alle Dokumente und kulturellen Inhalte digitalisieren, um „als digitaler Staat weiterzuleben", falls die Inseln unbewohnbar würden. Der Außenminister habe bereits als Avatar eine Klimarede gehalten. ### 5. Gerechtigkeitsfrage prägt Klimadiskurs Die Industrieländer „verursachen den Großteil des CO₂-Ausstoßes“, doch Tuvalu trage die Last; dort herrsche „Wut und Enttäuschung“, weil internationale Klimaziele verfehlt würden. ## Einordnung Der Beitrag erfüllt journalistische Standards: ARD-Korrespondent Iffland liefert authentische Beobachtungen aus Ortsterminen, differenziert zwischen Bewohner:innen, Regierung und internationalen Akteuren und benennt geopolitische Interessen. Die Interviewerin führt präzise, ohne Polemik, und bietet Hintergrundinformationen (Wasserstress, Migrationsabkommen, digitale Souveränität). Es bleibt ein durchgängig westlich-industrieller Blickwinkel: die Perspektive australischer Sicherheitsinteressen wird zwar angesprochen, chinesische oder pazifikweite Klima-Gerechtigkeitsdebatten bleiben marginal. Die Folge transportiert ein klares Bekenntnis zur Notwendigkeit internationaler Klimafinanzierung und verortet die Verantwortung primär bei den Industriestaaten – ein legitimer, aber einseitiger Rahmen. Insgesamt liefert der Podcast eine informative, emotionsnah erzählte Lagebeschreibung ohne alternative Lösungsansätze oder tiefgreifende Kritik an bestehenden Machtverhältnissen.