Männer weinen heimlich: Brix Schaumburg: Was bedeutet Trans-Männlichkeit?
Schaumburg erzählt von frühem Selbstwissen, Transition und Rad-Tour für queere Sichtbarkeit.
Männer weinen heimlich
57 min read3031 min audioSebastian Tigges spricht mit dem trans* Schauspieler, Autor und Aktivist Brix Schaumburg über dessen Lebensweg, Transition, Privilegien und seine Spendenradtour „Quer durchs Land“. Schaumburg schildert, dass er mit vier Jahren „Schützenkönig“ war und schon früh wusste, dass er Junge sein wollte, aber erst nach vielen Jahren, Gutachten und Hormontherapien 2011 seine Transition beginnen konnte.
### 1. Trans* Menschen müssen vielfach ihre Identität durch Gutachten „beweisen"
Schaumburg berichtet, dass er für die Transition „viele Gutachten von fremden Menschen“ brauchte und Fragen gestellt bekam, „die würdest du niemandem stellen“: „wie ich und wann ich mich das erste Mal angefasst habe oder wie ich gerne Sex habe oder ob ich Unterwäsche trage dabei“. Diese Anforderungen empfand er als entwürdigend und musste strategisch antworten, um weiterzukommen.
### 2. Die Transition wird als „Reise“ ohne festes Ende beschrieben
Er betont, dass Transition kein einzelner Eingriff sei: „Transition ist eine Reise und ich werde ja auch nie aufhören, Hormone zu nehmen.“ Der Moment größter Erleichterung sei gewesen, als „der Ballast abgefallen ist“ und er sich „gerade stehen“ konnte.
### 3. Männlichkeit wurde zeitweise bewusst überkompensiert
Um Gutachten zu erhalten, baute er gezielt „einen pumpenden Otto“ auf: „Ich bin schon einer Männlichkeitsbild hinterhergejagt, was auch in jeder Werbung … stattfindet.“ Diese Überkompensation half ihm, das sogenannte Passing zu erreichen, also als Mann wahrgenommen zu werden.
### 4. Strukturelle Benachteiligung und Privilegien werden selbstkritisch benannt
Schaumburg reflektiert, dass er nach seiner Transition „viel mehr Jobs und viel mehr Geld“ bekommt, während „Frauen und weiblich gelesene Menschen“ in der Musical-Branche häufiger qualifiziert seien, aber schlechter bezahlt würden. Diese Ungleichheit möchte er sichtbar machen.
### 5. Die Radtour „Quer durchs Land“ will queere Sichtbarkeit und lokale Projekte stärken
Seit 2021 radelt Schaumburg durch Deutschland, sammelt Spenden für queere Jugendarbeit und bietet Begegnungsräume an, weil „CSDs wurden abgesagt, alle Jugendtreffs“ geschlossen und viele junge Trans* Menschen sich isoliert fühlten.
## Einordnung
Das Gespräch ist offen, empathisch und versöhnlich. Tigges gibt seine Unsicherheiten im Umgang mit Trans* Themen zu, Schaumburg antwortet geduldig und hebt dabei immer wieder die Bedeutung von Fehler-Räumen hervor. Die Sendung gelingt als Unterhaltungsformat: Persönliche Anekdoten stehen im Vordergrund, journalistische Gegenfragen oder strukturelle Kontexte bleiben aus. Expertise zu medizinischen, rechtlichen oder politischen Fragen liefert niemand, wodurch Informationen auf Einzelerfahrungen beschränkt bleiben. Die Machart bleibt oberflächlich, wirbt aber für Sichtbarkeit und Toleranz. Rechte oder gesundheitsgefährdende Inhalte sind nicht erkennbar. Wer tiefergehende Informationen über Trans* Lebensrealitäten, deutsches Recht oder medizinische Standards sucht, wird hier nicht bedient. Für Hörer:innen, die sich via persönlichem Gespräch nähern möchten, ist die Folge unterhaltsam und emotional zugänglich.