Der DW-Podcast "AfricaLink" beleuchtet die Präsidentschaftswahlen in Kamerun, bei denen Paul Biya erneut kandidiert. Die Sendung bringt Stimmen von Wähler:innen, Oppositionellen und DW-Korrespondent:innen vor Ort ein. Die zentrale These: Trotz scheinbarer Stabilität herrscht Unsicherheit, da manipulierte Ergebnisse im Umlauf sind und insbesondere jüngere Wähler:innen eine "Dritte Republik" fordern. Besonders hervorgehoben werden angebliche Wahlunregelmäßigkeiten, etwa das Auszählen von Stimmen per Smartphone durch Zivilgesellschaft und Opposition, sowie das Spannungsfeld zwischen einer alten politischen Elite und einer mobilisierten, aber enttäuschten jungen Bevölkerung. ### 1. Tchiroma führe in sozialen Medien, offizielle Zahlen stehen aus Mehrere Oppositionslager veröffentlichten laut Korrespondent Moki Edwin Kindzeka Zwischenergebnisse, wonach der frühere Regierungsminister Issa Tchiroma Bakari zeitweise vorn liege: "his collaborators actually said he had won the elections." Diese Zahlen kursierten online, während staatliche Stellen eine 15-tägige Frist für die amtliche Auszählung in Anspruch nehmen. ### 2. Wahlbetrugsvorwürfe dominieren den Diskurs Joshua Osih (Sozialdemokratische Front) erklärt, bereits über hundert Fälle von Betrug gemeldet zu haben: "we already have more than a hundred cases of rigging all over the territory." Auch DW-Berichte aus Yaoundé sprechen von "stuffing of ballot boxes" und manipulierten Rücklaufzetteln. ### 3. Junge Wähler:innen organisierten sich über soziale Medien Laut Moki Edwin Kindzeka nutzten vor allem Jugendliche Smartphones, um manipulierte Stimmzettel zu filmen und online zu teilen: "young people filmed and shared on social media ... to increase pressure". Die niedrige offizielle Wahlbeteiligung führe auch auf das Wahlalter von 20 Jahren zurück. ### 4. Anglophone Region zwischen Boykott und Angst In Bamenda riefen separatistische Gruppen zu einem Monat Ausgangssperre auf. DW-Korrespondent Jean-Marie Nkongsong berichtet, Wähler:innen hätten sich maskiert an die Urnen begeben, um nicht erkannt zu werden: "people are scared to go out and vote for fear of identification". ### 5. Enttäuschung über fehlenden Generationswechsel Mehrere Interviewte betonen, dass fast alle Präsidentschaftskandidat:innen über 70 Jahre alt seien. Ein Oppositionsvertreter bezeichnet dies als "43 years of stagnation" und fordert, junge Menschen müssten endlich Gestaltungsmöglichkeiten erhalten. ## Einordnung Die Sendung arbeitet professionell mit O-Tönen und Locations aus beiden Landesteilen. Die DW-Moderation versucht, gegenläufige Narrative – Stabilitätsbehauptung der Regierung versus Betrugsvorwürfe der Opposition – gleichgewichtig darzustellen. Dabei bleibt die Berichterstattung deskriptiv: Es werden Faktoren wie Alter, regionale Spaltung und Social-Media-Einsatz beschrieben, ohne Machtstrukturen oder die Geschichte gefälschter Wahlen tiefer zu hinterfragen. Die Tatsache, dass Biya seit 42 Jahren regiert und fragwürdige Vorlagen zur Wahlzulassung nutzt, wird nur beiläufig erwähnt; die strukturelle Verzerrung des Systems bleibt unausgesprochen. Positiv: Es gelingt, die Perspektive junger Menschen sichtbar zu machen, die trotz Ernüchterung mobil sind. Kritisch: Die Sendung verzichtet auf Experteninterviews, die die langfristige Demokratiekrise kontextualisieren könnten; stattdessen dominieren subjektive Einschätzungen der Protagonist:innen. Die 15-tägige Wartezeit für Ergebnisse wird als administrative Eigenheit akzeptiert, nicht jedoch als potenzieller Spielraum für Nachjustierungen diskutiert.