Der Nebelspalter-Podcast mit Markus Somm begrüsst den Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger zur Episode «Die Zuwanderung hat Vor- und Nachteile». Eichenberger kritisiert, dass die Schweizer Debatte Migration asymmetrisch geführt werde: «Die Vorteile würden privatisiert, die Nachteile sozialisiert.» Er bezweifle, dass die Personenfreizügigkeit mit flankierenden Massnahmen ausreiche, und fordert ein restriktiveres Kontingentensystem. Historische Vergleiche würden verfälscht, um die heutige Zuwanderung kleiner zu rechnen. Das Wachstum pro Kopf sei seit den bilateralen Verträgen deutlich gesunken, was die Abhängigkeit vom Zuzug relativiere. ### 1. Asymmetrische Darstellung in der Migrationsdebatte Eichenberger moniert, dass «auf der Seite von Ökonomie und Gewerkschaft» nur die Vorteile der Zuwanderung gesehen würden, während Rechte die Nachteile benennen. «Die Vorteile werden privatisiert, die Nachteile sozialisiert», so seine zentrale These. Diese Einseitigkeit empfinde er als «abstossend». ### 2. Personenfreizügigkeit funktioniere nicht als Steuerungsinstrument Die bisherigen «Störmechanismen» habe versagt, «es kommen praktisch immer so viele Leute, wie die Wirtschaft braucht». Ein Kontingent würge hingegen effektiv, weil Firmen in den 70er- und 80er-Jahren oft keine Bewilligungen erhalten hätten. ### 3. Historische Vergleiche würden verfälscht Behauptungen, früher sei die Nettozuwanderung höher gewesen, hält er für «dummes Zeug». Die heutigen Zahlen seien aufgrund der jährlichen Kumulation «in einer völlig anderen Dimension» als die Spitzenwerte von 1880 oder 1967. ### 4. Wachstum pro Kopf sei seit 2007 deutlich schwächer Seit Inkrafttreten der bilateralen Verträge liege das Pro-Kopf-Wachstum «viel schlechter als zuvor». Daraus folgere er, dass der Schweizer Wohlstand «nicht von der Zuwanderung abhängig» sei. ### 5. Umwelt- und Zuwanderungspolitik würden unlogisch behandelt Während bei Umweltbelastung strenge Grenzen gelten würden, werde Zuwanderung als «kein Problem» dargestellt. «Das ist unlogisch», argumentiert Eichenberger. ## Einordnung Die Sendung präsentiert sich als «grösster nicht-linker Podcast der Schweiz» und bedient damit eine klare Markenpositionierung. Die Gesprächsführung bleibt oberflächlich: Es gibt keine Nachfragen zu Zahlen, keine Gegenstimmen und keine differenzierte Betrachtung der Arbeitsmarkt- oder Integrationsforschung. Stattdessen werden Behauptungen wie «Vorteile privatisiert, Nachteile sozialisiert» als Tatsachen präsentiert, ohne belastbare Belege. Die Reduktion auf «wirtschaftlich nützlich» versus «Gewerkschaft profitiert» entlarvt eine marktradikale Perspektive, die soziale Sicherung und Lohnschutz als kostenpflichtige «Flankierungen» diskreditiert. Die wiederholte Polemik gegen «Gewerkschafter» und «Linke» zeigt, dass hier keine analytische Distanz, sondern eine politische Agenda transportiert wird. Die Schweizer Migrationsrealität mit ihren vielfältigen rechtlichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Verflechtungen wird so auf ein simples «Mehr oder weniger Kontingent» verdichtet – ein Muster, das rechte Deutungshoheit suggeriert, ohne komplexe Zusammenhänge offenzulegen.