Der KI-Podcast: Zu: Hat menschliche Musik noch eine Chance?
Der KI-Podcast
46 min read# KI und Musik: Von Fake-Künstler:innen zu künstlerischer Kollaboration
Im KI-Podcast des Bayerischen Rundfunks diskutieren die Tech-Journalisten Gregor Schmalzried und Fritz Espenlaub über KI-generierte Musik und die Zukunft des Musikschaffens. Besonders thematisieren sie ein kommendes Konzert des BR Rundfunkorchesters, bei dem KI-unterstützte Kompositionen aufgeführt werden.
### 1. KI-generierte Phantom-Künstler:innen überfluten Streaming-Dienste
Auf Streaming-Plattformen wie Spotify würden immer mehr KI-generierte Songs unter falschen oder nicht existierenden Künstlernamen hochgeladen. Gregor erzählt von einer persönlichen Erfahrung: "Vor so zwei Monaten mache ich meinen Musikstreaming-Dienst auf [...] und da sehe ich einen neuen Song von dieser Band, also von Made in Heights. Eine neue Veröffentlichung, zum ersten Mal seit zehn Jahren." Später habe sich herausgestellt, dass der Song vermutlich KI-generiert war, da die originalen Bandmitglieder auf Instagram posteten, nichts damit zu tun zu haben.
### 2. Die Grenzen zwischen KI und menschlicher Kreativität verschwimmen
Die neuesten KI-Tools könnten inzwischen täuschend echte Audio- und Videoinhalte erzeugen. Dies führe zu einem kulturellen Moment, in dem Grenzen zwischen KI-generierten und menschlichen Inhalten verschwimmen würden: "Wir sind da gerade in einem ganz speziellen kulturellen Moment einfach, wo das ineinander überfließt. [...] am Ende gar nicht mehr wissen, was jetzt eigentlich KI ist und was jetzt echt ist."
### 3. KI als kollaboratives Werkzeug für Komponist:innen
Der Komponist Michael A. Leitner würde für ein KI-Konzert mit dem BR Rundfunkorchester nicht komplett auf KI-Generierung setzen, sondern die KI als Werkzeug im kreativen Prozess nutzen: "Da geht es eben genau darum, auf den künstlerischen Entstehungsprozess anzudocken. Das heißt, ich gebe was in die KI rein und ich kriege dann fünf Beispiele [...] dass die KI mir quasi weiterkomponiert."
### 4. Die Frage nach dem künstlerischen Wert von KI-Kreationen
Es stelle sich die Frage, wodurch sich künstlerisch wertvolle KI-Anwendungen von der "Flutwelle an beliebigem Content" unterscheiden: "Je mehr von dem Prozess, was Neues zu erschaffen, ich eben einer KI überlasse, umso mehr wird das so klingen wie irgendwas, was schon mal da war oder wie der Durchschnitt aus eigentlich allem, was schon mal da war."
## Einordnung
Der Podcast bietet einen differenzierten Blick auf die Auswirkungen von KI im Musikbereich, wobei die Hosts einen Mittelweg zwischen Technologiebegeisterung und kritischer Reflexion finden. Bemerkenswert ist die Unterscheidung zwischen maschinell generiertem Massenoutput, der Streaming-Plattformen überschwemmt, und kreativem KI-Einsatz im Kompositionsprozess. Die Diskussion veranschaulicht dabei einen Wandel in der kulturellen Wahrnehmung von KI: weg vom reinen Werkzeug hin zu einem kreativen Kollaborationspartner.
Der Podcast vermeidet eine einseitige technikdeterministische Perspektive, indem er Spannungsfelder zwischen verschiedenen Interessengruppen aufzeigt: etablierte Künstler:innen vs. KI-Generatoren, professionelle vs. Hobby-Kreative und kommerzielle vs. künstlerische Interessen. Dabei reflektieren die Hosts implizit auch die Frage nach der Authentizität und dem Wert künstlerischer Arbeit im digitalen Zeitalter.
Während technische Details und kommerzielle Implikationen gut abgedeckt werden, bleibt die kulturphilosophische Dimension des Urheberrechts und der Frage "Was ist Kunst?" eher implizit. Insgesamt bietet der Podcast eine zugängliche und ausgewogene Einführung in die Thematik der KI-gestützten Musikproduktion mit konkreten Beispielen, die das Thema greifbar machen.