Im Podcast "Posting Through It" diskutieren Jared Holt, Michael Edison Hayden und der Investigativjournalist Christopher Mathias die Ursprünge der rechten Panikmache um antifaschistische Aktivisten in den USA. Sie analysieren, wie die Trump-Administration die Bewegung zum Feindbild aufbauen ließ – trotz fehlender rechtlicher Grundlage. Mathias zeigt, dass es sich bei "Antifa" weder um eine Organisation mit Mitgliedern noch um eine terroristische Gruppierung handele, sondern um ein lose vernetztes Bündnis von Menschen mit antifaschistischer Gesinnung. Die Gesprächspartner entlarven eine fragwürdige Studie des Thinktanks CSIS, die linken Aktivismus als steigende Terrorgefahr darstelle, obwohl darin Vandalismus und Sachbeschädigung als "Terrorismus" gewertet würden. Sie kritisieren, dass rechte Medien und Politiker:innen solche Zahlen nutzen, um Protestformen kriminalisieren und soziale Bewegungen delegitimieren zu können. ### 1. Trump nutze Antifa als diffuses Feindbild Mathias erklärt, Trump habe die Bezeichnung bewusst gewählt, weil sie den meisten US-Bürger:innen unbekannt sei und sich beliebig mit negativen Inhalten füllen lasse: "Most people ... didn't really grow up with this word ... he can just sort of fill in the blanks... with whatever he wants it to mean." ### 2. Exekutivverordnungen umgehen rechtliche Hürden Die Administrationsversuche, "Antifa" als inländische Terrororganisation einzustufen, scheiterten an rechtlichen Gegebenheiten. Stattdessen erließ Trump Anordnungen gegen vermeintliche ausländische Geldgeber, was Mathias als "Red-scare tactic" und "dog whistle" bezeichnet: "They're trying to do it without explicitly saying... we're going to make it illegal to be Antifa." ### 3. Fragwürdige Studie stuft Vandalismus als Terrorismus ein Die von rechten Akteur:innen zitierte CSIS-Studie zähle einfache Sachbeschädigung oder Graffiti als "linken Terrorismus", wodurch eine Statistik konstruiert werde, die eine steigende Gefahr suggeriere: "They're counting things like... vandalism as terrorism... property damage as terrorism." ### 4. False-Equivalence-Narrativ seit Jahren etabliert Die Gesprächspartner zeigen, dass die Gleichsetzung linker Proteste mit rechter Gewalt schon 2015/2016 begann, etwa gegen Black-Lives-Matter-Aktivist:innen oder Studierende, die rechte Auftritte an US-Colleges kritisierten. 2017 sei dieses Narrativ dann auf Antifa übertragen worden. ### 5. Strategische Vagheit erlaubt weitreichende Kriminalisierung Die bewusst schwammige Definition von "Antifa" ermögliche es Behörden, Umweltaktivist:innen, Black-Lives-Matter-Gruppen und andere linke Bewegungen zu überwachen und zu sanktionieren, ohne neue Gesetze zu verabschieden. ## Einordnung Die Episode zeigt anschaulich, wie ein journalistisch-investigatives Format Verschwörungserzählungen und rechtstaatliche Sprengsätze entlarvt. Die Moderator:innen lassen Mathias lange ausführen, stellen klare Nachfragen und vermeiden selbst Spekulation. Besonders wertvoll ist die historische Einbettung: Sie machen deutlich, dass die aktuelle Antifa-Panik kein isoliertes Phänomen ist, sondern Teil eines wiederkehrenden Musters, linke Proteste mit rechter Gewalt gleichzusetzen und so Gesetzesverschärfungen zu legitimieren. Der Podcast liefert keine neue Enthüllung, aber eine gut verständliche Analyse für ein breites Publikum. Kritisch bleibt, dass die eigenen Positionen kaum hinterfragt werden; linke Gewalt wird pauschal als geringer oder vermeintlich erfunden abgetan. Dennoch bietet die Folge eine informative und faktenbasierte Gegenöffentlichkeit zur populistischen Berichterstattung über Antifa. Hörempfehlung: Wer sich zügig und unterhaltsam durch die Entstehung und Probleme der US-amerikanischen Antifa-Debatte arbeiten will, findet hier eine klare, von Rechtsradikalismus freie Analyse.