Studio Ett ist das aktuelle Nachrichtenmagazin von Sveriges Radio. In dieser Folge diskutieren Moderator:innen Cecilia Khawar und Lasse Johansson mit Experten über drei Themen: Erstens die Vorwürfe, dass Russland den Wrackplatz der Estonia für Spionage- und Übungszwecke nutzt – die Berichte stammen aus deutschen Medien, beruhen aber auf unbestätigten NATO-Informationen. Hans Livong, Professor für Verteidigungssysteme, hält die Nutzung des Estonia-Wracks für militärische Übungen für „nicht besonders klug“, da die Stelle stark überwacht ist. Zweitens berichtet Korrespondent Johan Mattias Sommarström über interne Kämpfe in Gaza zwischen Hamas und kriminellen Clans, insbesondere der Doghmush-Familie. Deren Vertreter Ahmed Doghmush wirft Hamas vor, seine Familie zu verleumden und mit außergerichtlichen Hinrichtungen zu überziehen – ohne unabhängige Berichterstattung vor Ort lassen sich die Vorwürfe nicht verifizieren. Drittens widmet sich ein Beitrag der Quiz-Show „På spåret“, die in Schweden ein Quotenerfolg ist, aber nur selten ins Ausland verkauft wurde – Produzent Andreas Uppman Nilsson führt das an der schwer zu übersetzenden Mischung aus Wortwitz und lokalem Kulturwissen. ### Russland nutzt angeblich Estonia-Wrack für Spionage Livong erklärt, es sei „relativ wenig Information“ in den deutschen Medienberichten enthalten. Dennoch sei es „durchaus möglich“, dass russische Einheiten den Wrackplatz als Trainingsort nutzten, denn: „Man muss sich mit komplizierten Unterwasserumgebungen auskennen.“ Ein Zitat: „Ich bin überzeugt, dass Russland zu irgendeinem Zeitpunkt am Estonia-Wrack war.“ ### Estonia-Wrack als Übungsplatz ist strategisch fragwürdig Obwohl das Wrack ein ideales Trainingsgelände für Mini-U-Boote biete, spreche „Grabruhe und ein generelles Tauchverbot“ gegen regelmäßige Nutzung. Livong: „Es gibt weitaus bessere Wracks im Schärengarten, wo man diese Übung durchführen könnte, ohne so beobachtet zu werden.“ ### Deutsche Medien reagieren verhalten Anna-Lena Laurén, DN-Korrespondentin in Deutschland, berichtet, die Vorwürfe seien in Deutschland „ziemlich gedämpft“ aufgenommen worden. Ein Grund: „Estoria ist für Deutsche vielleicht nicht so nah wie für Schweden.“ Zudem habe Deutschland eine „Tradition, Russland gegenüber sehr höflich zu sein“. ### Hamas und Doghmush-Clan liefern sich blutige Auseinandersetzungen Nach einem angeblichen Angriff auf eine Hamas-Wache sei das Viertel des Clans belagert und mit Maschinengewehr-Feuer und Granatwerfern beschossen worden. Doghmush wirft Hamas vor, Gefangene vor laufenden Kameras mit „Schüssen in den Kopf“ hingerichtet zu haben. Die Vorwürfe lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. ### Schwedischer Quiz-Export floppt Andreas Uppman Nilsson sieht den Grund für die geringe Auslandsnachfrage nach „På spåret“ in der sprachlichen Besonderheit: „Ingvar Oldsberg brachte eine sprachliche Akrobatik mit, die schwer zu übersetzen ist.“ ## Einordnung Als halbstündige Live-Sendung behandelt Studio Ett aktuelle Themen knapp, aber professionell. Die journalistische Leistung liegt darin, komplexe Vorgänge – militärische Unterwasser-Vorwürfe, Nahost-Konflikt, Kulturexport – in kurzen, gut recherchierten Beiträgen zu entfalten. Dabei gelingt es, unterschiedliche Perspektiven einzuholen: Militärexpertise, Korrespondent:innen-Berichte und Betroffene. Kritisch bleibt, dass die Hamas-Vorwürfe ohne vor Ort-Einsatz nur schwer verifizierbar sind; die Redaktion weist selbst darauf hin. Die Diskussion über das Quiz-Format wirkt dagegen leicht beiläufig. Insgesamt liefert die Sendung schnell und faktenreich Orientierung, verzichtet aber auf tiefer gehende Recherche.