Streitkräfte und Strategien: Roter Teppich für Putin (Sonderfolge)
Die ARD-Spezialfolge analysiert das Trump-Putin-Treffen in Alaska – mit klaren Worten gegen Gebietsabtretungen und für ukrainische Selbstbestimmung.
Streitkräfte und Strategien
36 min read2124 min audioDer NDR-Podcast "Streitkräfte und Strategien" analysiert in dieser Sonderfolge das Trump-Putin-Treffen in Alaska. Die ARD-Korrespondent:innen Stefan Niemann und Kai Küstner sprechen mit den Reportern Carsten Kühntopp (vor Ort in Alaska) und Wassili Golod (Kiew) über die Folgen für die Ukraine und Europa. Die Sendung wirft ein scharfes Licht auf die mangelnde Vorbereitung des US-Teams, die einseitige Inszenierung zugunsten Putins und die möglichen Gebietsabtretungen als Preis für einen "Frieden".
### 1. Trump habe Putin offenbar hofiert statt Druck auszuüben
Es sei "der rote Teppich für einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher" ausgerollt worden, so Stefan Niemann gleich zu Beginn. Carsten Kühntopp berichtet, selbst "diese niedrigen Erwartungen [seien] nicht erfüllt worden" und Trump habe "von Putin nichts bekommen".
### 2. Die Veranstaltung sei chaotisch und inhaltlich leer verlaufen
Die ursprünglich angekündigte Vier-Augen-Begegnung sei kurzfristig abgesagt worden, die Pressebegegnung ohne jede Nachfrage der Reporter abgekürzt. Kühntopp: "Ich habe keine Ahnung, worüber die beiden letztlich sprachen."
### 3. Putin habe seine Maximalforderungen nicht gesenkt
Putin habe wiederholt von den "Wurzeln des Konflikts" gesprochen, was laut Kai Küstner eine "Umschreibung dafür [sei], dass NATO und Westambitionen der Ukraine schuld [seien]". Eine Einigung auf einen Waffenstillstand habe nicht stattgefunden.
### 4. In Kiew herrsche Fassungslosigkeit
ARD-Korrespondent Wassili Golod berichtet von "Fassungslosigkeit, einer großen Enttäuschung, Ernüchterung, einem Entsetzen". Viele Ukrainer:innen fühlten sich "verraten und verkauft".
### 5. Gebietsabtretungen wären völkerrechtswidrig und militärisch gefährlich
Golod erklärt, jede Abtretung ukrainischen Territoriums sei völkerrechtswidrig und verfassungswidrig. Militärisch würde es Russland "in zwei, drei Jahren eine viel leichtere Ausgangsposition" für einen neuen Krieg verschaffen.
### 6. Europa drohe, Druckmittel gegenüber Russland übernehmen zu müssen
Kai Küstner konstatiert: "Wenn Trump keinen Druck auf Putin ausübt, werden es die Europäer tun müssen." Die EU sei in Alaska nicht vertreten gewesen und nun gefordert, "sich auf eigene Füße zu stellen".
## Einordnung
Die Sendung arbeitet professionell und transparent: Mehrere Korrespondent:innen kommen zu Wort, direkte Zitate dominieren, Spekulationen werden als solche gekennzeichnet. Die ARD-Journalist:innen halten deutlich Distanz zur US-Regierung und zum Kreml; sie sprechen von einem "mutmaßlichen Kriegsverbrecher" und machen keine Annäherung an Putins Narrativ. Besonders bemerkenswert ist die klare Haltung gegenüber möglichen Gebietsabtretungen: Sie werden nicht als realpolitische Notwendigkeit diskutiert, sondern als völkerrechtswidrige Zumutung. Die Perspektive der betroffenen Ukrainer:innen wird durchgehend einbezogen; westliche Regierungen werden nicht entlastet. Einziger Wermutstropfen: Die Expertise beschränkt sich auf westliche und ukrainische Stimmen – russische Positionen werden nur indirekt zitiert. Alles in allem eine sorgfältig recherchierte, kritische Analyse, die ohne Polemik auskommt.
Hörempfehlung: Wer sich fundiert und aus europäischer Sicht über das Trump-Putin-Treffen informieren will, bekommt hier eine klare, journalistisch solide Analyse – hörenswert.