POLITICO Berlin Playbook: Machthaber: Narendra Modi
POLITICO zeichnet in 40 Minuten die Karriere des indischen Premierministers nach – kritisch, einseitig und ohne Gegenstimmen.
POLITICO Berlin Playbook
34 min read2450 min audioDer POLITICO-Berlin-Playbook-Podcast widmet sich in dieser 40-minütigen Sommer-Sonderfolge dem indischen Premierminister Narendra Modi. Gordon Repinski führt durch die Biografie des Politikers – vom angeblichen „Chai-Wallah“ (Teeverkäufer) zum globalen Hindunationalisten. Dabei wird Modi als Produkt der paramilitärischen RSS dargestellt, der mit wirtschaftlichem Fortschritt und religiösem Nationalismus eine neue Ordnung Indiens etabliert habe. Die Episode spannt den Bogen von seiner Kindheit in Gujarat über die Pogrome von 2002 bis hin zu seiner Rolle als „Vishwaguru“ auf der Weltbühne.
### 1. Die Legende vom Teeverkäufer sei eine PR-Erfindung
Modis Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen werde gezielt inszeniert, um den Mythos des sozialen Aufstiegs zu stärken: „Es ist der indische Traum, der Beweis, dass jeder es in diesem Land ganz nach vorne schaffen kann, egal, wo er herkommt.“
### 2. Die RSS habe Modi ideologisch geprägt
Bereits mit acht Jahren sei Modi der hindunationalistischen Organisation RSS beigetreten. Dort habe er eine „Erziehung zu Disziplin, zu Loyalität und dem tiefen Gefühl des Hindunationalstolzes“ erhalten.
### 3. Die Gewalt in Gujarat 2002 habe seine Karriere beflügelt
Modi werde vorgeworfen, bei den anti-muslimischen Pogromen 2002 „die Gewalt nicht nur tatenlos zugelassen zu haben, er soll sie sogar befördert haben“. Dies habe ihm den Ruf als „Schutzpatron der Hindus“ eingebracht.
### 4. Unter Modi werde Indien systematisch zu einer Hindu-Nation umgebaut
Die Regierung nutze ihre Macht, um „die Institutionen zu untergraben, die die säkulare, pluralistische Demokratie garantieren sollen“. Medien, Justiz und Bildung würden gleichgeschaltet.
### 5. Modi verstehe moderne Medien als Machtinstrument
Über 100 Millionen Follower auf X und fast ebenso viele auf Instagram sowie die monatliche Radiosendung „Man Ki Baat“ mit 230 Millionen Hörern machten ihn zu einem „globalen Medienphänomen“.
### 6. Die Außenpolitik folge dem Prinzip „Indien zuerst“
Ob bei Luftschlägen gegen Pakistan, der Integration Kaschmirs oder dem Kauf russischen Öls – Modi treibe eine „demonstrativ pragmatische“ Politik, die sich strikt am nationalen Interesse orientiere.
## Einordnung
Die Episode wirkt wie eine sorgfältig recherchierte, journalistische Langform – doch sie bleibt letztlich eine einzelne Erzählung. Repinski liefert keine Gegenstimmen, keine Modi-Anhänger:innen und auch keine muslimischen Betroffenen kommen zu Wort. Die Perspektive ist durchweg westlich-liberal, was die Komplexität der indischen Debatte verengt. Besonders auffällig: Während die Pogrome von 2002 detailliert thematisiert werden, fehlt jede Einordnung, warum Modi trotzdem Wahlen gewinnt – außer der impliziten Erklärung, dass nationalistische Ressentiments in der Bevölkerung weit verbreitet seien. Die Episode vermittelt so ein Bild von Modi als charismatischem Autokraten, ohne die gesellschaftlichen Gründe für seine Popularität wirklich zu ergründen. Für Hörer:innen, die sich einen kritischen, aber nicht reduktionistischen Einstieg in das Thema wünschen, lohnt sich der Podcast – mit dem Bewusstsein, dass er nur eine Seite der Medaille zeigt.
Hörwarnung: Wer differenzierte Modi-Anhänger:innen oder Betroffene aus Minderheiten zu Wort kommen lassen will, wird hier nicht fündig. Die Analyse bleibt auf eine westliche Beobachterperspektive beschränkt.