Im Podcast diskutieren die 404-Media-Journalist:innen ihre Klage gegen die US-Behörde ICE, um Einblick in einen 2-Millionen-Dollar-Vertrag mit der Spionage-Software-Firma Paragon zu erhalten. Paragon wirbt damit, "ethischer" zu sein als Konkurrent:innen wie NSO Group, doch die Redakteure betonen, dass auch diese Technik ohne Klick auf Links Smartphones kompromittieren und verschlüsselte Chats auslesen kann. In einem zweiten Block geht es um "AI workslop": Eine Studie zeigt, dass 40 % der befragten US-Angestellten KI-generierte Arbeit erhalten, die oberflächlich gut aussieht, aber inhaltlich leer ist. Kolleg:innen müssen diese "arbeitsschlampigen" Ausgaben korrigieren, was Produktivität senkt und Beziehungen belastet. Ein weiterer Beitrag behandelt "vibe coding", das Programmieren per KI-Prompts. Mittlerweile bieten Freiberufler:innen und neue Firmen auf Fiverr oder Plattformen wie "vibecodefixers.com" an, schlampige oder unsichere KI-Code-Basteleien aufzuräumen – ein Geschäft, das laut Interviewpartnern oft damit endet, dass komplette Neuimplementierungen notwendig sind. ### 1. Klage gegen ICE zielt auf Geheimvertrag über Handy-Spionagetechnik Die Redaktion reicht einen Freedom-of-Information-Act-Prozess ein, weil ICE sich seit Oktober 2024 weigert, Dokumente zu einem 2-Millionen-Dollar-Deal mit Paragon herauszugeben. Sie wollen herausfinden, "why ICE bought this powerful tool" und wie genau Graphite eingesetzt wird. ### 2. Paragon wirbt mit "ethischer" Spionage, doch Missbrauch bleibt möglich Paragon behauptet, nur an Demokratien zu verkaufen und sich auf das Auslesen verschlüsselter Chats zu beschränken. Kritiker:innen wie Jason Koebler betonen jedoch: "this stuff can infect a phone ... without the target really doing anything" – eine Machtfülle, die auch gegen Aktivist:innen missbraucht werden könnte. ### 3. "Work slop" belastet Team-Atmosphäre und Produktivität Eine BetterUp/Stanford-Umfrage konstatiert, dass 40 % der Befragten KI-Ausgaben erhalten, die "masquerades as good work but lacks the substance". Kolleg:innen müssen "decoding the content, inferring missed or false context" übernehmen, wodurch sie den Absender als "less intelligent, less creative" wahrnehmen. ### 4. Vibe-Coding erzeugt neue Profitfelder für "Aufräum-Entwickler:innen" Emmanuel Maiberg zeigt, dass Freiberufler:innen auf Fiverr und neue Firmen wie "vibecodefixers.com" damit werben, "your shitty app" zu reparieren. Oft sei die einzige nachhaltige Lösung, "put all of this in the garbage and start over", was Kund:innen psychologisch schwer falle. ## Einordnung Die Journalist:innen präsentieren sich als unabhängige Kontrollinstanz, die mit einer Klage gegen US-Behörden und investigativer Technikberichterstattung Macht abfragt. Ihre Argumentation bleibt dicht bei Fakten: Sie liefern Herkunft, Zweck und bisher bekannte Missbräuche von Staatstrojanern, ohne in Spekulation zu verfallen. Gleichzeitig zeigen sie, wie sehr Silicon-Slogans wie "AI steigert Produktivität" auf Arbeitsebene scheitern: Statt Aufwand zu reduzieren, entsteht neuemäßige Arbeit, während Manager:innen "use AI" fordern, ohne klare Standards zu setzen. Die Folge ist ein Eskalationszyklus aus oberflächlichen KI-Produkten und Nacharbeit, den die Redakteure durch mehrere Studien und eigene Interviews belegen. Besonders gelungen ist die Verbindung von Überwachungs- und Arbeitswelt-Themen, weil sie dieselbe Logik bloßlegt: Technologieversprechen, die ohne Regel- und Kontextwissen auskommen, verschieben Kosten auf Einzelne und verlagern Macht ohne demokratische Kontrolle. Kritisch bleibt, dass die Berichterstattung zur NSA- und Überwachungsindustrie fast ausschließlich auf US-Perspektiven blickt; europäische Parlamente, Gerichte und Bürgerrechtsgruppen, die dieselben Tools debattieren, tauchen kaum auf. Die Diskussion um "work slop" und "vibe coding" wiederum zentriert auf US-Markt und Software-Entwicklung in globalen Plattformökonomien – mögliche Auswirkungen auf Beschäftigte außerhalb der Tech-Branche oder des globalen Nordens bleiben unerwähnt. Dennoch liefert die Episode eine anschauliche Auseinandersetzung mit den sozialen Folgen unregulierter Tech-Exporte und interner KI-Hypes, die viele andere Medien nur in Einzelaspekten beleuchten.