ChinaPower: Inside the PLA’s Accelerating Modernization: A Conversation with John Culver
Experten-Interview über Personal-Säuberungen, Atom-Rüstung und Drohnenstrategie der chinesischen Armee – mit Einschätzungen zur Taiwan-Bedrohung und zur militärischen Balance im Indo-Pazifik.
ChinaPower
26 min read1982 min audioIm ChinaPower Podcast analysiert der ehemalige CIA-East-Asia-NIO John Culver, wie Xi Jinpings umfassende Säuberungen in der Führung der Volksbefreiungsarmee (PLA) mit deren technischer Aufrüstung zusammenhängen. Er deutet an, Korruption sei nur Vorwand; entscheidend sei die Sicherung von Loyalität und Tempo bei der Reform bis 2027. Die September-Parade habe erstmals Land-, See- und Luft-Nuklearwaffenträger gezeigt, zudem große autonome Unterwasser- und Luftfahrzeuge. Die Diskussion bleibt außenpolitisch-strategisch: Es geht um nukleare Abschreckung, industrielle Fertigungskapazitäten, mögliche Blockaden Taiwans und die Frage, ob Russland oder Nordkorea im Konfliktfall militärisch mitziehen würden. Culver betont wiederholt, wie undurchsichtig die Entscheidungsprozesse seien und wie schwer sich aus dem Ausland Prognosen stellen lassen.
### 1. Säuberungen dienen der Kontrolle, nicht der Korruptionsbekämpfung
Culver vermutet, Xi nutze Korruptionsvorwürfe, um unliebsame Führungspersonen zu entfernen und die PLA auf 2027 zu trimmen: „corruption is a related issue but not the core one“. Die freien Stellen im Zentralkomitee blieben, weil Xi keine Nachfolgeplane signalisieren wolle.
### 2. 2027 gilt intern als Schlüsseljahr, aber kein festes Invasionsdatum
Xi habe der Armee 2015 eine „highly lethal force“ für große gemeinsame Operationen bis zur PLA-Hundertjahrfeier 2027 aufgetragen. Culver hält ein rasches Invasions-Szenario für unwahrscheinlich, doch die Frist treibe Modernisierung und personelle Umbrüche.
### 3. Parade demonstriert nukleare Triade und industrielle Drohnenpower
Erstmals zeigte China gleichzeitig ballistische Atomwaffen für Land, See- und Luftstartplattformen sowie große autonome Unterwasserfahrzeuge und „loyal wingman“-Drohnen. Culver: „they intend to have the means for escalation control … not only in the nuclear domain“.
### 4. „Hellscape“-Strategie kann laut Culver beidseitig angewendet werden
US-Pläne, mit Massenbilligdrohnen einen chinesischen Vorstoß über den Taiwan-Strait zu behindern, ließen sich umkehren. Wegen Chinas industrieller Kapazitäten könnten ebenso große autonome Plattformen über 1.000 km Wasser operieren.
### 5. Küstenwache ist paramilitärisches Druckmittel, aber komplexe Blockade offenbar nicht trainiert
Die inzwischen weltgrößte chinesische Küstenwache diene der Souveränitätsdurchsetzung, weniger klassischer Seenotrettung. Culver beruhigt: Für eine langfristige Blockade Taiwans fehle bisher übungstechnisch die schwierige Kommandokette zwischen Marine, Küstenwache und maritimer Miliz.
## Einordnung
Die Sendung ist journalistisch klar strukturiert: Der Moderator stellt präzise Fragen und fordert Belege, während Culver wiederholt betont, wo Spekulation endet und Daten fehlen. Die Perspektive bleibt dabei durchgehend US-amerikanisch-realistisch: Die chinesische Aufrüstung wird primär durch Macht-, nicht durch außenpolitische Entspannungsinteressen erklärt. Alternative Sichtweisen – etwa innenpolitische Legitimationsfunktionen von Militärparaden oder die Wahrnehmung Chinas als defensiver Akteur – kommen nicht vor. Gleichwohl vermeidet Culver überzogene Alarmszenarien; er hält sich an offizielle US-Assessment-Zahlen und räumt Unsicherheiten ein. Die Folge zeigt damit, wie sehr sich Analyst:innen trotz Satellitenbildern auf Deutungen stützen müssen, weil Peking gezielt Transparenz verhindert. Für Hörer:innen, die sich für Militärbalance und strategische Planung im Indo-Pazifik interessieren, liefert die Episode dichte Informationen; wer nach Deutungsvielfalt oder zivilgesellschaftlichen Stimmen sucht, wird sie nicht finden.