Der DW-Podcast „Under the Baobab“ diskutiert mit NRM-Sprecher Emmanuel Lumala Dombo, ob Uganda nach fast 40 Jahren Museveni in eine Dynastie schlittert. Dombo beschwört Stabilität, Sicherheit und Wirtschaftswachstum, während die Interviewer:innen George Okachi und Mimi Mefo Nenu systematische Repression der Opposition, fehlenden Nachwuchs in der Führung und mögliche Nachfolge durch seinen Sohn Muhoozi ansprechen. Straßeninterviews zeigen eine gespaltene Bevölkerung: viele Jugendliche fordern dringend Wechsel, andere sehen keine glaubwürdige Alternative. Dominierender Tenor: Der lange Dauerpräsident habe sich durch Verfassungsänderungen und Nutzung staatlicher Ressourcen eine „ewige Amtszeit“ verschafft. ### 1. Behauptete Stabilität – eine Frage der Perspektive Dombo betont, „the four decades of President Museveni has brought four decades of stability, has brought four decades of prosperity“. Für ihn rechtfertige diese Bilanz die lange Herrschaft, da vorher Regierungen rasch gewechselt und das Land instabil gewesen seien. ### 2. Nachfolgedebatte – Verfassungsgarantie oder dynastische Planung? Auf Nachfrage nach einer klaren Übergabe antwortet Dombo ausweichend: „there is no monarchy being built in Uganda because the stability and the constitutional guarantees will enable Ugandans to elect the leader that they want“. Gleichzeitig bestätigt er, dass Muhoozi sich „compete for an elective position“ dürfe, was bei vielen Ugand:innen den Verdacht auf Grooming schürt. ### 3. Korruption und Parteiprimaries – offizielle Fehler, aber keine Schuld Zu chaotischen Vorwahlen sagt Dombo: „there were likely to be some flaws“ wegen mangelnder Partei-Finanzierung. Parteienfinanzierung durch Steuergelder weist er als „political manipulation“ zurück. Die Verantwortung für faire Kommunal- und Präsidentschaftswahlen schiebt er auf die unabhängige Wahlkommission. ### 4. Jugend und politische Teilhabe – alte Strukturen statt Aufstiegschancen Dombo behauptet, Uganda habe „one of the youngest parliaments in the whole of Africa“, weil Jugendliche über Jugendverbände „nurtured at a lower level“ würden. Studien zufolge liegt die Arbeitslosenquote unter 30-Jährigen bei fast 40 %. Straßeninterviews zeigen, dass viele junge Menschen echte Führungspositionen innerhalb der NRM ausschließen. ### 5. Umgang mit Opposition – Sicherheitsbedenken oder Einschüchterung? Dombo rechtfertigt wiederholte Verhaftungen von Oppositionspolitiker:innen mit „civic responsibilities“ und Vorwürfen der Anstiftung zu Gewalt. Die Interviewer:innen kontern: „being an opposition figure is very difficult to operate“ – Hausarresten und eingeschränkte Versammlungsfreiheit seien Alltag. ## Einordnung Die Sendung wirkt wie ein sorgfältig balanciertes Format, das kritische Fragen stellt, ohne Gäste offen anzugreifen. Dombo nutzt dieselbe Rhetorik vieler Langzeit-Politiker: argumentieren mit Stabilität, Vergleichen zu schlechteren Ländern und Auslagerung von Verantwortung auf formelle Institutionen. Die Moderator:innen gelingen wiederholte Nachfragen, doch bleibt die Diskussion auf einer Ebene von Selbstverständlichkeiten stecken: Dass sich ein Präsident 40 Jahre an der Macht hält, wird als normale demokratische Entscheidung präsentiert. Die Perspektive struktureller Machtungleichheit – etwa durch Zugang zu Ressourcen, staatlichen Medien und Repressionsinstrumenten – bleibt marginal. Völlig ausgeblendet sind zivile Stimmen aus ländlichen Regionen oder unabhängige Expert:innen, die die Wirtschafts- und Menschenrechtsdaten differenzierter analysieren könnten. Am Ende vermittelt der Podcast das Bild einer pluralistischen Debatte, ohne die Systemfrage wirklich zu berühren: Ob eine Demokratie funktioniert, wenn ein Regierungsteam sich selbst verfassungsmäßig verewigt.