OMR Podcast: Deutschlands Weltraum-Hoffnung: Isar-Aerospace-Gründer Daniel Metzler (#844)
Isar-Aerospace-CEO Daniel Metzler im OMR-Podcast über Raketenbau in München, Propan als Treibstoff und die Aussicht auf ein europäisches SpaceX.
OMR Podcast
80 min read3522 min audioPhilipp Westermeyer spricht mit Daniel Metzler, Mitgründer und CEO von Isar Aerospace, über den Aufbau eines europäischen Raketenunternehmens mit dem Ziel, Deutschland unabhängigen Zugang zum Weltraum zu ermöglichen. Metzler erzählt, wie seine Studierenden-Gruppe an der TU München begann, Raketentriebwerke zu entwickeln, und schließlich ein Unternehmen gründete, das inzwischen 400 Mitarbeitende aus über 50 Nationen beschäftigt und mehr als 400 Millionen Euro eingesammelt hat. Die erste Rakete „Spectrum“ ist 30 Meter lang, startet von einer norwegischen Insel und soll künftig bis zu 50-mal im Jahr fliegen. Die Gespräche berühren technische Details, Treibstoffwahl, Kapitalbeschaffung, geopolitische Abhängigkeiten und die zunehmende Nachfrage aus Verteidigungsministerien. Besonders markant: Metzler beschreibt den Markt als annähernd leergefegt – es gebe bis 2028 keine freien Start-Termine mehr weltweit – und spricht sich für eine europäische Souveränität im Weltraum aus. Auch die Personalie Wernher von Braun wird kurz und unkritisch als „deutsche Technologie“-Referenz erwähnt.
### 1. Europa habe alle technischen Voraussetzungen, scheitere aber an Industrialisierung
Metzler betont, dass an deutschen Universitäten „alles“ an Know-how vorhanden sei, bisher aber niemand dieses in ein Unternehmen überführt habe. „Mein Professor war sogar noch im Core Team von Wernher von Braun“, wirft er ein und fordert mehr Unternehmertum statt staatlicher Programme.
### 2. SpaceX-VPs stiegen aus, um die Gründer zu finanzieren
Weil die jungen Ingenieur:innen keine US-Staatsbürger:innen sind, scheiterte ein Verkauf an SpaceX. Stattdessen investierten mehrere leitende SpaceX-Ingenieur:innen privates Geld. „Das sind die Chief Engineers von Falcon 1, Falcon 9, Dragon, Starlink“, sagt Metzler.
### 3. Propan aus dem Kühlschrank als geopolitisch unabhängiger Treibstoff
Um Abhängigkeiten von US- oder Russland-Technologien zu vermeiden, setzt Isar auf eine Mischung aus Propan und flüssigem Sauerstoff – ein Treibstoff, den „jeder im Kühlschrank“ habe, wie Metzler pointiert.
### 4. Knapp 15 Millionen Euro pro Start – und bis 2028 ausverkauft
Ein Flug koste etwa 15 Millionen Euro. Die Nachfrage sei so groß, dass Isar bereits Starts für 2028 verkauft habe. Kund:innen kommenen aus Kommunikation, Erdbeobachtung und zunehmend aus Verteidigung.
### 5. „Der Markt ist leer – es gibt keine Alternative"
Metzler erklärt, dass weder europäische noch asiatische Anbieter derzeit Kapazitäten frei hätten. Wer Satelliten starten wolle, müsse sich daher „auf uns verlassen“ – eine marktbeherrschende Position, die er bewusst als Monopol-Situation darstellt.
### 6. 35-Milliarden-Euro-Bundesprogramm treibt Bewertung
Seit die deutsche Bundesregierung ein 5-Jahres-Sonderprogramm für Weltraumfähigkeiten angekündigt habe, stiegen die Defense-Anfragen auf über 50 %. Die Bewertung von Isar liege bei „über einer Milliarde“, höhere Summen seien „absolut" möglich.
## Einordnung
Der Podcast folgt dem klassischen OMR-Stil: Ein locker-moderierter, werbefinanzierter Gesprächs-Stream, der Unternehmens-PR und Tech-Romantik verbindet. Westermeyer hakt selten kritisch nach, würdigt stattdessen die „wahnsinnige Story“ und bettet wiederholte Selbstbewertungen des CEOs („Monopol ist ein gutes Business-Modell") in bewundernde Moderation ein. Es fehlt an externen Stimmen: weder Raumfahrt-Expert:innen noch Wissenschaftler:innen noch kritische Ökonom:innen kommen zu Wort. Die These, Europa habe „keine Raketen“, wird nicht mit Fakten zur Ariane-6-Programm oder zur ESA hinterfragt; die Einbettung von Wernher von Braun als deutscher Technologie-Held geschieht ohne historische Kontextualisierung. Gleichzeitig transportiert die Sendung eine marktradikale Botschaft: Der private Sektor löse staatliche Raumfahrt ab und sichere Souveränität – ein Narrativ, das ohne Gegenstimmen bleibt. Für Hörer:innen, die Details zu Isars Technik, Finanzierung und Marktposition suchen, liefert das Gespräch viele Insider-Informationen; für eine kritische Auseinandersetzung mit geopolitischem Einfluss, Militarisierung des Weltraums oder Machtkonzentration im Privatsektor müssen sie woanders hin.