netzpolitik.org: Ungewollt im Internet: Neue Kampagne gegen Instrumentalisierung von Obdachlosen durch Influencer
Eine Analyse, wie Influencer:innen die Not wohnungsloser Menschen für Social-Media-Content ausnutzen und wie sich Betroffene dagegen wehren.
netzpolitik.org
6 min readDer Newsletter von netzpolitik.org thematisiert den Trend, bei dem Influencer:innen wohnungslose Menschen für Social-Media-Content filmen, oft ohne deren Zustimmung. Im Fokus steht die Kampagne „Mein Gesicht gehört mir!“ der Bahnhofsmission Essen. Deren Leiter, Martin Lauscher, kritisiert, dass Betroffene durch die Zurschaustellung zusätzlich stigmatisiert und ihrer Würde beraubt werden.
Lauscher argumentiert, dass die Privatsphäre im öffentlichen Raum nicht endet. Er formuliert das Kernproblem prägnant: „Menschen werden so zum Objekt einer angeblichen Hilfe gemacht und bezahlen das auch noch mit ihrer Privatsphäre.“ Als Gegenmaßnahme verteilt die Bahnhofsmission Sticker und leistet Aufklärungsarbeit, um Betroffene zu unterstützen und auf das Problem aufmerksam zu machen.
Der Text verortet das Phänomen im Kontext des TikTok-Trends „random acts of kindness“ und kritisiert die performative Natur dieser „Hilfe“. Diese diene vor allem den Content-Creator:innen und basiere auf einer idealisierten, realitätsfernen Vorstellung von sozialer Arbeit. Der Artikel schließt mit dem Appell, bei beobachteten Übergriffen einzugreifen und die bedrängte Person zu unterstützen.
Länge des Newsletters: 5038
## Einordnung
Der Text argumentiert aus der klaren Perspektive der professionellen Sozialarbeit und schützt die Interessen wohnungsloser Menschen. Seine implizite Annahme ist die Unveräußerlichkeit von Würde und Privatsphäre. Das Framing stellt den oberflächlichen Aktionismus von Influencer:innen der nachhaltigen Hilfe sozialer Einrichtungen gegenüber und stärkt deren Expertise.
Der Newsletter ist eine wichtige Auseinandersetzung mit den ethischen Abgründen der „Creator Economy“. Er ist für alle lesenswert, die sich für die Schnittstelle von digitalen Phänomenen und sozialer Ungleichheit interessieren.