Im Gespräch mit Diana Kiess, Leiterin einer Münchner Jugendsuchtberatungsstelle, klärt Psychotherapeutin Franca Cerutti darüber auf, warum Kinder heute mit 12 Jahren schon regelmäßig Drogen konsumieren, wie Eltern und Lehrkräfte rechtzeitig eingreifen können und warum Schweigepflicht und niedrigschwellige Angebote entscheidend sind. Kiess bestätigt: Die meisten 12- bis 14-Jährigen kommen nicht freiwillig, sondern durch Eltern oder Schulen. Frühe Merkmale sind neben Rot-Weißen Augen, Fressflash oder sozialen Rückzug vor allem Verhaltensveränderungen, die in der Pubertät leicht übersehen werden. Cannabis dominiert, gefolgt von E-Zigaretten, Benzodiazepinen und Ketamin; neue Designer-Drogen wie HHC machen Prävention zusätzlich komplex. Wirksam sei keine Angstmacherei, sondern offene Gespräche, klare Regeln („nur aus guter Stimmung heraus“) und flächendeckende Prävention durch Fachkräfte statt Lehrkräfte. Fehlende Freizeitperspektiven, Leistungsdruck und Emotionsregulationsprobleme seien zentrale Konsumauslöser; Mädchen blieben länger unerkannt. Die Botschaft: So früh wie möglich Beratung suchen – anonym, kostenfrei und ohne behördliche Konsequenzen.