Input: Zwischen Leben und Tod – Die Entscheidung zur Organspende
Diese SRF-Podcast-Folge beleuchtet die Organspende in der Schweiz aus persönlicher, ethischer und politischer Perspektive.
Input
34 min read2064 min audioDie SRF-Podcast-Folge „Input“ begleitet Autorin Elma Softic auf einer emotionalen Reise durch das Thema Organspende in der Schweiz. Im Zentrum stehen drei Perspektiven: Julius, der mit nur zwölf Prozent Nierenfunktion auf ein Spenderorgan wartet; die Schwestern Corinne und Nicole, die nach dem plötzlichen Tod ihres Bruders Reto über dessen Organe entscheiden mussten; sowie Pfarrer Roland Graf, der ethische Bedenken gegen die Praxis äußert. Die Reportage beleuchtet die bevorstehende Widerspruchslösung 2027, die Diskussion um Hirn- versus Herztod und die Frage, ob fünf Minuten nach dem Herzstillstand wirklich ausreichen, um den Tod sicher festzustellen. Dabei wird deutlich, wie sehr persönliche Schicksale, rechtliche Regelungen und medizinische Praxis miteinander verstrickt sind.
### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt
Es gebe eine ganze Industrie, die mit fragwürdigen Diagnosen von Hirntod arbeite, um Organe entnehmen zu können, so kritisiert Roland Graf. Er berufe sich auf internationale Fälle, in denen Menschen fälschlicherweise für hirntot erklärt worden seien.
### Die Fünf-Minuten-Regel nach Herzstillstand gelte als ethisch problematisch
Die Schweizer Praxis, mindestens fünf Minuten nach dem Herzstillstand zu warten, bevor Organe entnommen werden dürften, stoße auf scharfe Kritik. Menschenrechtsorganisationen wie Human Life International argumentieren, diese Zeitspanne reiche nicht aus, um den Tod zweifelsfrei festzustellen.
### Angehörige würden unter Druck gesetzt, stellvertretend zu entscheiden
In über 60 Prozent der Fälle lehnten Familien eine Organspende ab, wenn sie im akuten Trauerfall gefragt würden, berichtet Franz Immer von Swisstransplant. Die bevorstehende Widerspruchslösung ab 2027 entlaste Angehörige, da Schweizer:innen künftig aktiv widersprechen müssten, wenn sie nicht spenden möchten.
### Junge Menschen würden das Thema verdrängen
Viele Betroffene wie Julius hätten sich vor ihrer Erkrankung nie mit Organspende auseinandergesetzt. Die Reportage zeige, wie schnell sich das Thema vom abstrakten medizinischen Diskurs zum existenziellen Daseinskampf wandeln könne.
### Der Spendeausweis biete keine differenzierte Auswahl
Am Beispiel von Roland Graf werde deutlich, dass der Schweizer Organspendeausweis lediglich „Ja“ oder „Nein“ erlaube. Eine differenzierte Entscheidung je nach Todesart – Hirntod oder Herztod – sei so nicht möglich, was kritische Stimmen als strukturelles Problem anprangern.
## Einordnung
Die Podcast-Folge zeigt journalistisch anspruchsvoll, wie sehr persönliche Erfahrungen, ethische Grundsatzfragen und politische Reformen zusammenhängen. Besonders bemerkenswert ist die klare Trennung zwischen medizinischen Fakten und ethischen Deutungen: Während Swisstransplant auf wissenschaftliche Studien verweist, bringt die katholische Gruppierung Human Life International vor allem religiöse und menschenrechtliche Argumente ins Spiel. Die Erzählweise bleibt dabei respektvoll und differenziert – auch wenn kritische Stimmen wie Roland Graf deutlich zu Wort kommen. Einziger Wermutstropfen: Die Betroffenen bleiben in ihrer Ganzheitlichkeit etwas blass, ihre psychosoziale Begleitung wird kaum thematisiert. Insgesamt liefert „Input“ eine wichtige Orientierungshilfe für alle, die sich mit Organspende auseinandersetten wollen – ohne belehrend zu wirken.
Hörwarnung: Wer ethische Grundsatzfragen zur Organspende offen und empathisch erleben möchte, sollte diese Folge unbedingt hören – sie ersetzt aber keine professionelle Beratung in konkreten Ausnahmesituationen.