Der Regisseur Derek Cianfrance („Blue Valentine“, „The Place Beyond the Pines“) erzählt, warum er sich für die Komödie „Roofman“ über den flüchtigen Straftäter Jeff Manchester entschied – ein Film, der bewusst wie ein Kinoerlebnis aus den frühen 2000er wirken soll. Dafür holte er sein gesamtes „Blue-Valentine“-Team zurück, baute in einem leerstehenden Toys-R-Us ein riesiges Retro-Spielwarengeschäck, drehte in Nord-Carolina auf 35-mm-Film und ließ sich während vier Jahren von Manchester aus dem Hochsicherheitsgefängnis anrufen, um dessen Widersprüche – brutale Raubüberfälle, aber auch warmherzige Gesten – einzufangen. Cianfrance entschied sich gegen ein „Taxi Driver“-ähnliches Soziopath-Porträt; stattdassen will er mit der Geschichte von Vergebung statt Schuldzuweisung arbeiten. Hauptdarsteller Channing Tatum wurde nach einem sechsstündigen Spaziergangesgespräch gecastet, das nie über das eigentliche Projekt handelte – ein typisches Vorgehen des Regisseurs, der Schauspieler:innen keine Proben, sondern echte Erlebnisse gönnt und nur 11-Minuten-Filmmagazine nutzt, um Druck und Urgency zu erzeugen. Die Montage gestalteten seine langjährigen Freunde Jim Helton und Ron Patane; sie testeten einen dreistündigen Schnitt bei Familie und Freunden, fanden so den „sad-clown“-Ton und erkannten, dass der Film mit größerem Publikum besser funktioniert. ## Einordnung Das Interview ist kein kritisches Verhör, sondern ein Gespräch unter Kollegen, in dem Regisseur Derek Cianfrance ausgiebig erklären darf, wie er seine persönliche Arbeitsweise von der Besetzung bis zur Kameraeinrichtung auf ein scheinbar leichtes Stoffkästchen überträgt. Jim Hemphill stellt offene, enthusiastische Nachfragen („I really like the movie“), hinterfragt aber kaum, etwa warum ein angeblicher „Off-Broadway“-Film mit Channing Tatum und 35-mm-Aufnahmen tatsächlich als unfinanzierbar galt oder wie moralisch vertretbar es ist, einen wiederholten Gewalttäter als liebenswerten „sad clown“ zu inszenieren. Die Sendung wirbt unverhohlen für das Werk und verzichtet auf externe Gegenstimmen (Opfer, Kritiker:innen, Strafrechts- oder Sozialarbeiter:innen). Dafür bietet sie viele Einblicke in Cianfrance’ Handwerkskunst: seine Vorliebe für Film statt digital wegen der Magie des Verschleiers, die Erkenntnis, dass eine 400-Fuß-Kassette Schauspieler:innen zur Konzentration zwingt, und die Methode, durch lange Gespräche statt durch Regieanweisungen echte emotionale Zustände zu erzeugen. Wer Filmemachen als handwerklichen Prozess verstehen will, erhält hier reichhaltiges Material – wer eine kontroverse Auseinandersetzung über die Verklärung krimineller Subjekte oder die soziale Realität hinter der Geschichte erwartet, wird enttäuscht. Die Folge ist daher unterhaltsam, aber journalistisch einseitig.