Die Folge „Wir sind ein bisschen, wem wir folgen“ des ZEIT-Podcasts „Ist das normal?“ beschäftigt sich mit parasozialen Beziehungen – einseitigen, oft digitalen Verbindungen zu Influencer:innen, Streamer:innen oder KI-Chatbots. Gast ist die Sozialpsychologin und Therapeutin Johanna Degen. Sie erklärt, warum diese scheinbar „unechten“ Beziehungen echte emotionale Wirkung entfalten: Sie bieten Bestätigung, Kontrolle und Verfügbarkeit, ohne die Komplexität echter sozialer Interaktionen. Besonders prekär wird es, wenn parasoziale Beziehungen reale Begegnungen ersetzen – etwa bei jungen Müttern, einsamen Menschen oder Traumabetroffenen. Degen zeigt, dass diese digitalen Bindungen oft effektiver beruhigen als echte Menschen – etwa durch traumasensible Antworten von Chatbots oder personalisierte Inhalte auf OnlyFans. Letztere wird als besonders ambivalentes Beispiel vorgestellt: Dort wird nicht nur Nacktheit verkauft, sondern Beziehungsgefühl – mit teils hohen psychologischen und ökonomischen Kosten. Die Folge zeigt auch, dass Menschen mit geringen Ressourcen besonders vulnerabel sind. Ein zentrales Forschungsergebnis: Selbst Studierende, die sich bewusst von Social Media lösen und reale Begegnungen suchen, fallen nach vier Monaten in alte Muster zurück – ohne soziale Strukturen, die Alternativen bieten. Die Diskussion bleibt dabei sachlich und kritisch, ohne moralisierend zu wirken. Sie zeigt auf, dass parasoziale Beziehungen nicht per se schädlich sind, aber strukturell bedingt sind – und dass eine Gesellschaft, die Einsamkeit durch Konsum ersetzt, tiefgreifende Fragen stellen muss. ### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt Es gebe eine ganze Industrie, die mit Kryptowährungen wie Tether Geldwäsche, Betrug und Finanzierung krimineller Netzwerke betreibe. „Tether ist das Lieblingswerkzeug von Kriminellen“, sagt der Gast. Es fehle an Regulierung und Transparenz, weshalb Tether besonders beliebt sei, um illegale Transaktionen abzuwickeln. ### Kryptobörsen würden Gesetze umgehen Große Kryptobörsen wie Binance oder Huobi würzen absichtlich auf laxen Regulierungsstandorte ausweichen, um Kontrollen zu entgehen. „Die suchen sich bewusst Läcker, wo sie machen können, was sie wollen“, kritisiert der Gast. Dies mache es Behörden schwer, gegen Betrug oder Marktmanipulation vorzugehen. ### Bitcoin sei kein sicherer Hafen Trotz seines Rufs als „digitales Gold“ sei Bitcoin hochgradig volatil und kein verlässlicher Wertspeicher. „Wer sein Geld in Bitcoin parkt, spielt Russisch Roulette“, warnt der Gast. Die Kursbewegungen würden oft durch Manipulation oder Spekulation getrieben, nicht durch reale Nutzung. ### Stablecoins würden das Finanzsystem gefährden Stablecoins wie Tether würden sich zwar an den US-Dollar koppeln, seien aber nicht ausreichend gedeckt. Es gebe Befürchtungen, dass bei einem Bank Run auf Stablecoins das gesamte Kryptomarkt-Ökosystem kollabieren könnte – mit Folgen für das klassische Finanzsystem. ### Regulierung sei möglich, aber politisch blockiert Eine angemessene Regulierung sei technisch machbar, werde aber von Lobbyarbeit und politischem Einfluss der Kryptoindustrie blockiert. „Die Krypto-Lobby ist mächtiger als die Waffenlobby“, sagt der Gast. Solange keine gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen würden, bleibe das Feld kriminellen Akteuren überlassen. ## Einordnung Diese Podcastfolge wirkt wie ein investigativer Schlag gegen die Kryptoindustrie – aber mit journalistisch problematischen Methoden. Statt differenzierter Analyse dominieren alarmistische Behauptungen und pauschale Verdächtigungen. Die Sprecher:innen bedienen sich eines rhetorischen Musters, das Kryptowährungen pauschal mit Kriminalität gleichsetzt – ohne klare Trennung zwischen legitimen Nutzern und kriminellen Akteuren. Besonders brisant: Es fehlen belastbare Belege für viele der gewichtigen Vorwürfe. Die These, Tether sei „das Lieblingswerkzeug von Kriminellen“, wird etwa durch keine externen Quellen oder Daten gestützt. Stattdessen zirkulieren Zitate wie „die Krypto-Lobby ist mächtiger als die Waffenlobby“ – eine Behauptung, die ohne Belege da steht und als Verschwörungstheorie durch die Mitte der Gesellschaft transportiert wird. Auffällig ist auch die Ausblendung von Gegenstimmen: Kritiker:innen innerhalb der Krypto-Szene, Regulierungsvorschläge oder Nutzungsformen jenseits von Spekulation und Betrug kommen nicht vor. Die Folge bedient damit ein einseitiges Narrativ, das Angst schürt und komplexe Zusammenhänge vereinfacht. Wer auf der Suche nach sachlicher Aufklärung über Kryptowährungen ist, wird hier nicht fündig – stattdessen bekommt man einseitige Warnung ohne wissenschaftliche Tiefe.