Der Autor des Newsletters "Notes From The Circus" argumentiert, dass die konservative Rechtsbewegung in den USA einen "verfassungsrechtlichen Nihilismus" praktiziere. Ausgehend von einer Äußerung der Verfassungsrichterin Amy Coney Barrett, wonach keine Verfassungskrise bestehe, zeichnet der Text das Bild einer systematischen Zerstörung verfassungsmäßiger Regierungsführung. Die zentrale These lautet, dass die Bewegung, insbesondere unter dem Deckmantel des "Originalismus", die Verfassung selbst als Waffe nutze, um jede Kontrolle der Exekutivgewalt aufzuheben und eine uneingeschränkte präsidiale Macht zu etablieren. Der Newsletter wirft den konservativen Jurist:innen eine "historische Amnesie" vor. Sie ignorierten, dass die professionelle Beamtenverwaltung im 19. Jahrhundert (Pendleton Act) gezielt geschaffen wurde, um Korruption und politische Günstlingswirtschaft zu verhindern – genau jenes System, das nun unter dem Vorwand der Bekämpfung des "Verwaltungsstaates" wieder eingeführt werde. Die Konsequenz sei die systematische Ersetzung von Fachexpert:innen durch politische Loyalist:innen und die Aushöhlung staatlicher Institutionen. Der Autor behauptet, dass jede Form der Rechenschaftspflicht des Präsidenten durch juristische Spitzfindigkeiten unmöglich gemacht werde. Die Argumentation gipfelt in dem Vorwurf des intellektuellen Betrugs. Der Originalismus diene lediglich als ideologisches Feigenblatt für parteipolitische Ziele. "Sie behaupten, die ursprüngliche Bedeutung der Verfassung wiederherzustellen, während sie für präsidiale Befugnisse eintreten, die König Georg III. nie besaß", so der Autor. Diese Entwicklung führe zu einer Art "gewählter Monarchie", in der die formalen Strukturen der Verfassung zwar bestehen blieben, ihr eigentlicher Zweck – die Begrenzung von Macht – jedoch vollständig untergraben werde. Länge des Newsletters: 9917 ## Einordnung Der Newsletter vertritt eine unmissverständlich liberale Perspektive und ist als scharfe Polemik gegen die konservative Rechtsbewegung in den USA konzipiert. Die Argumentation ist emotional und wertend, wobei Begriffe wie "Betrug" und "Nihilismus" den Ton angeben. Alternative Sichtweisen werden ausgeblendet; die Motive der Gegenseite werden pauschal als unehrlich dargestellt. Der Text setzt voraus, dass die Leser:innen die Bedrohung der Demokratie durch den modernen Konservatismus als gegeben ansehen. Das Framing inszeniert die konservative Justiz als Akteur:innen, die die Verfassung bewusst als Waffe zu ihrer eigenen Zerstörung einsetzen, um die Legitimität des Obersten Gerichtshofs zu untergraben. Der Text ist für Leser:innen empfehlenswert, die eine zugespitzte, eloquent formulierte Anklage gegen die amerikanische konservative Justiz suchen. Er bietet eine kraftvolle Artikulation liberaler Ängste, jedoch keine ausgewogene Analyse.