Der transalpine Podcast "Servus. Grüezi. Hallo." der ZEIT widmet sich in dieser Folge zwei Themen: dem ersten Prozess gegen den österreichischen Immobilieninvestor René Benko und dem 20-jährigen Bestehen der ZEIT-Ausgaben für Österreich und die Schweiz. Matthias Daum (Zürich) und Florian Gasser (Wien) diskutieren, wie Benko wegen Schenkung von 300.000 Euro an seine Mutter zu 24 Monaten Haft verurteilt wurde, während größere Verfahren wegen des 27-Milliarden-Euro-Signa-Konkurses noch bevorstehen. Sie beleuchten die Prozess-Atmosphäre, Strategien der Verteidigung und internationale Implikationen, etwa wie Schweizer Banken 600 Millionen Euro verliehen und Julius Bär sich nun mit dem Insolvenzverwalter streitet. Im zweiten Teil blicken die Korrespondenten auf zwei Jahrzehnte ZEIT in der Alpenregion und stellen aktuelle Ausgaben vor. ### Benko-Prozess als mediales Spektakel Daum und Gasser schildern den Prozess als Journalisten-Treffen mit internationalem Publikum, bei dem Benko "alt und abgemagert" wirkte. Die 24 Monate Haft seien trotz geringer Summe "relativ hart", weil bei einem Cent mehr bis zu zehn Jahren möglich gewesen wären. ### Verteidigung setzt auf Opfernarrativ Benkos Anwalt habe betont, sein Mandant sei ein "Arbeitstier" gewesen, das sein Unternehmen retten wollte. Diese Strategie, alles als unternehmerisches Risiko zu framen, werde wohl in den folgenden großen Verfahren fortgesetzt. ### Einschüchterung von Zeugen Im Podcast werden Vorwürfe vorgestellt, wonach Zeugen kurz vor ihrer Aussage Drohbriefe mit der Formulierung "persönliche Öffnung" erhielten. Einem Zeugen sei im Saal mitgeteilt worden, gegen ihn liege bereits eine Strafanzeige vor. Die Redaktion nennt das "alle Möglichkeiten ausschöpfen". ### Schweizer Beteiligung bleibt folgenlos Obwohl Schweizer Banken wie Julius Bär 600 Millionen Euro verloren und bekannte Investoren wie Lindt-Chef Ernst Tanner betrogen seien, fehle in der Schweiz die politische Verwicklung. Die Folgen seien gering, weil niemand seinen Job verlor und Globus-Warenhäuser weiterbestehen. ### Rückblick auf 20 Jahre ZEIT Alpen Die Korrespondenten nutzen den Geburtstag, um zu fragen, wie sich die Länder seit 2005 verändert haben. Konkrete Antworten bleiben aus; stattdessen werben sie für die Festveranstaltung und eine 20-seitige Sonderausgabe. ## Einordnung Das Format wirkt wie lockeres Korrespondenten-Gespräch mit journalistischem Anspruch. Die Moderatoren bilden Ereignisse unterhaltsam ab, liefern aber kaum Hintergrund oder kritische Perspektiven. Beim Benko-Thema bleibt die Machtfrage ausgeblendet: Welche Politiker:innen und Banken haben das Wachstum ermöglicht? Stattdessen fokussiert sich die Diskussion auf individuelles Fehlverhalten und medienwirksame Details. Die Strategie der Verteidigung, Betrug als unternehmerisches Risiko umzudefinieren, wird sachlich referiert, nicht als Problem erkannt. Der Rückblick auf 20 Jahre ZEIT Alpen bleibt selbstreferenziell und verpasst die Chance, gesellschaftliche Veränderungen systematisch zu analysieren. Insgesamt bietet die Episode Unterhaltung mit Insider-Wissen, aber wenig tiefergehende Aufklärung.