Apokalypse & Filterkaffee: UNO letzte Karte (Yasmine M’Barek und Markus Feldenkirchen)
Informative Morning-Show mit tagesaktuellen Themen von geopolitischen Krisen bis Popkultur, präsentiert in lockerem Ton mit journalistischer Tiefe.
Apokalypse & Filterkaffee
42 min read2239 min audioIm täglichen Nachrichtenpodcast "Apokalypse und Filterkaffee" besprechen Markus Feldenkirchen und Jasmin ausführlich die internationale Krise der Vereinten Nationen anlässlich ihres 80-jährigen Bestehens. Sie beleuchten die Anerkennung eines palästinensischen Staates durch Großbritannien, Kanada, Australien und Portugal sowie die damit verbundenen geopolitischen Implikationen. Ein weiteres Hauptthema bildet die zunehmende militärische Aggression Russlands gegenüber NATO-Staaten, insbesondere die Verletzung von Luftwäumen über der Ostsee und die Auswirkungen auf die europäische Sicherheitsarchitektur. Die Moderatoren diskutieren zudem die steigenden Anmeldezahlen für den freiwilligen Wehrdienst in Deutschland und die politische Debatte um eine mögliche Erhöhung der Erbschaftssteuer. Daneben behandeln sie popularkulturelle Themen wie Harry Styles' Teilnahme am Berlin-Marathon und die Präsenz deutscher Politiker:innen auf dem Oktoberfest. Besonders hervorzuheben ist ein kontroverses Programm einer polnischen Hotelkette, die Paare für die Zeugung von Kindern mit Prämien belohnen will.
### 1 Die Vereinten Nationen stehen vor ihrer größten Krise
Die Vereinten Nationen feiern ihr 80-jähriges Bestehen inmitten tiefgreifender struktureller Probleme. Die Organisation sei "wahrscheinlich noch nie so in der Krise" gewesen, da zunehmend Autokratien das Prinzip des Rechts des Stärkeren verfolgten. Die Generalversammlung in New York werde zur Arena eines Ringens zwischen denen, "die eine starke Nation wollen" und denen, "die weiter Multilateralismus wollen". Die Moderatoren erkennen, dass die UN als "Weltmeisterschaft der Diplomatie" funktioniere, erwarten jedoch "verbal viel Sprengstoff" von den anwesenden Staats- und Regierungschefs.
### 2 Anerkennung Palästinas als diplomatisches Signal
Großbritannien, Kanada, Australien und Portugal haben angekündigt, einen palästinensischen Staat anzuerkennen. Die Moderatoren diskutieren intensiv die Symbolik und Strategie hinter diesem Schritt. Während man die Argumentation der westlichen Staaten nachvollziehen könne - sie wollten "den Boden für eine Zwei-Staaten-Lösung bereiten" -, bleibe die deutsche Position ambivalent. Bundeskanzler Merz habe betont, die Voraussetzungen für eine Anerkennung seien "in keinster Weise erfüllt". Die Debatte zeigt die Komplexität des Konflikts und die unterschiedlichen diplomatischen Herangehensweisen.
### 3 Russische Aggression testet die NATO-Grenzen
Russische Militärflugzeuge hätten wiederholt den Luftraum von NATO-Staaten verletzt, was zu einem "Luftwaffenalarm über der Ostsee" führte. Die Moderatoren sehen darin eine systematische Teststrategie Putins, der die Reaktionsbereitschaft der NATO prüfe. Diese Provokationen seien "kalkuliert, um zu schauen, wie sehr man die Debatte aufhetzen" könne und stellten einen "Nährboden für rechte Bewegungen" dar. Die Lageverschärfung führe zu einer erhöhten Bereitschaft in der deutschen Bevölkerung, was sich in einem Plus von 15% bei den Anmeldungen für freiwilligen Wehrdienst zeige.
### 4 Pentagon führt strenge Medienzensur ein
Das US-Verteidigungsministerium habe "striktte Beschränkungen für die journalistische Berichterstattung" eingeführt, was die Moderatoren mit der Spiegel-Affäre vergleichen. Diese Entwicklung werde als "direkter Angriff auf den unabhängigen Journalismus" verurteilt und stelle einen weiteren Schritt in Richtung autoritärer Herrschaft unter Trump dar. Die Maßnahme zeige, wie systematisch die Meinungsfreiheit eingeschränkt werde, und lasse befürchten, dass "es nur noch schlimmer wird".
### 5 Debatte über Erbschaftssteuer zeigt soziale Spaltung
Die Koalitionsdebatte über eine höhere Erbschaftssteuer offenbare tiefe ideologische Graben. Während SPD und einige CDU-Politiker wie Jens Spahn eine Ungleichverteilung von Vermögen problematisieren, lehne Wirtschaftsministerin Reiche eine Erhöhung "kategorisch" ab. Die Moderatoren kritisieren, dass die reichsten 10% etwa 60% des Gesamtvermögens besitzen und Schlupflöcher bei der Besteuerung genutzt würden. Diese Debatte spiegele wider, wie sehr die Koalition zwischen sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftsliberalen Interessen hin- und hergerissen sei.
## Einordnung
Der Podcast präsentiert sich als unterhaltsame, aber durchaus informative Morning-Show, die komplexe geopolitische Themen in einem lockeren Ton behandelt. Die Moderatoren gelingt es, schwierige internationale Entwicklungen wie die Krise der UN oder die russische Aggression gegenüber der NATO verständlich zu vermitteln, ohne dabei zu oberflächlich zu werden. Besonders positiv ist die differenzierte Auseinandersetzung mit der Palästina-Frage zu werten, bei der verschiedene Perspektiven - einschließlich der Position der Geiselfamilien - berücksichtigt werden. Die Diskussion über die Erbschaftssteuer zeigt eine klare Positionierung für mehr soziale Gerechtigkeit, ohne dabei polemisch zu werden. Die Behandlung des polnischen Hotel-Programms zur Geburtenförderung wirkt zwar amüsant, offenbart aber auch die Grenzen libertärer Bevölkerungspolitik. Insgesamt bietet der Podcast eine gelungene Mischung aus tagesaktueller Information und unterhaltsamer Aufbereitung, wobei die journalistische Qualität durch direkte Zitate und Hintergrundinformationen überzeugt. Die Moderatoren vermeiden es, komplexe Themen zu vereinfachen, und zeigen eine bemerkenswerte Tiefe bei der Analyse internationaler Entwicklungen.