Indie Fresse: Baby Steps, Consume Me, Hollow Knight: Silksong (#107)
Zwei Indie-Games zwischen Frust und Selbstfindung: Die Spielepodcast-Host diskutieren Baby Steps und Consume Me, bleiben dabei aber auf der Oberfläche.
Indie Fresse
2610 min audioIm Gespräch zwischen Marcus Richter und Dennis Kogel stehen zwei Indie-Spiele im Fokus: Bennet Foddys "Baby Steps", ein absurder Walking-Simulator, bei dem man jeden Schritt einzeln steuert, und "Consume Me", ein preisgekröntes autobiografisches Spiel über jugendliche Essstörungen und Diäten. Die beiden Moderatoren diskutieren spielerische Mechaniken, frustfördernde Elemente und die emotionale Wirkung beider Titel.
### 1. Baby Steps als Achtsamkeits-Frust-Hybrid
Das Spiel lasse Spieler:innen die einzelnen Bewegungen des Gehens neu entdecken, heißt es. Die präzise Steuerung von linkem und rechtem Bein erzeuge "Kleinkind-Gefühle", wobei die resignierenden Kommentare der Figur („Na super, jetzt liege ich wieder im Dreck“) für komische Entlastung sorgen. Die Reduktion auf barfuß, Flipflops und Pyjama unterstreiche die absurde Atmosphäre.
### 2. Consume Me erzähle von Teenagerinnenalltag und Ess-Kontrolle
Das Spiel zeige das Leben einer Teenagerin, die zwischen Visual-Novel-Sequenzen und Point-and-Click-Entscheidungen ihre Erfahrungen mit Gewicht, Essen und Selbstvermessung verarbeite. Die Autorin nutze autobiografisches Material, wodurch eine sehr persönliche Perspektive auf gestörtes Essverhalten entstehe, die mit humorvollen Elementen den Schweregrad erträglich mache.
### 3. Frust als zentraler Motivator
Beide Titel nutzen laut Moderation Frustration bewusst: Bei Baby Steps führe das Stocken der Spielfigur zu Geduldsübungen, Consume Me erzeuge emotionales Frustpotential, weil Spieler:innen die Teenagerin bei schwierigen Diät-Entscheidungen begleiten. Der Reiz liege darin, durch Wiederholung Fortschritte zu spüren.
### 4. Streaming-Tauglichkeit zwischen Comedy und Peinlichkeit
Die eingespielten Kommentare in Baby Steps könnten ideal für Streams sein, da Zuschauer:innen mitlachen, wenn die Figur stolpert. Gleichzeitig gebe es Bedenken, dass langsame Geh-Sequenzen Zuschauer:innen langweilen könnten. Consume Me werde wohl weniger gestreamt, weil das sensible Thema Essstörung nicht leicht kommentierbar sei.
## Einordnung
Die Sendung positioniert sich als entspanntes Spiele-Gespräch ohne journalistischen Anspruch. Die Moderatoren tauschen sich launig aus, bleiben oberflächlich und verzichten auf kritische Distanz. Besonders bei Consume Me bleibt die Analyse auf „interessant“ und „preisgekrönt“ beschränkt; eine inhaltliche Auseinandersetzung mit gesundheitsgefährdenden Diät-Mythen oder der Selbstvermessung von Teenagerkörpern findet nicht statt. Stattdessen verharrt man in Spielmechanik-Beschreibungen und witzigen Anekdoten, wodurch das sensible Thema leichtgewichtig behandelt wird. Gleichzeitig fehlen Expert:innenstimmen oder Betroffenenperspektiven, die problematische Aspekte wie mögliche Trigger für Menschen mit Essstörungen beleuchten könnten. Positiv ist die inhaltliche Warnung zu Beginn der Folge, die auf gestörtes Essverhalten hinweist. Insgesamt bietet die Episode Unterhaltung für Spielinteressierte, aber keine tiefergehende Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Implikationen der vorgestellten Titel.