phoenix runde - Podcast: Zwischen Skepsis und Hoffnung – Hält Trumps Frieden für Nahost?
Die Phoenix-Runde analysiert den Gaza-Waffenstillstand: Trump als Durchbruchgeber, aber keine Entwaffnung der Hamas, keine Stimme für Zivilbevölkerung, Zwei-Staaten-Lösung faktisch gescheitert.
phoenix runde - Podcast
48 min read2675 min audioDie Phoenix-Runde vom 21. Januar 2025 diskutiert den von US-Präsident Donald Trump vermittelten Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas nach 738 Tagen Krieg. Die Runde mit Annett Meiritz (Handelsblatt), Tomer Dotan-Dreyfus (israelischer Autor), Hans-Jakob Schindler (Counter Extremism Project) und Jouanna Hassoun (Trans Agency) zeigt eine tiefe Kluft zwischen Erleichterung über die Geiselfreilassung und massivem Misstrauen gegenüber der Nachhaltigkeit des Friedens.
### 1. Trump als "Friedensstifter" – aber nur durch Druck
Tomer Dotan-Dreyfus erklärt, Trump habe den Durchbruch geschafft, weil er als Einziger Israel auch einmal „Nein“ sage habe können: „Trump war fähig, Israel auch nein einmal zu sagen. Das hat Biden nicht geschafft.“ Die EU und Deutschland hätten sich dagegen nie so klar positioniert.
### 2. Die Hamas bleibt die dominante Macht in Gaza
Hans-Jakob Schindler betont, dass die Hamas trotz Waffenruhe sofort wieder Präsenz zeige: „Die Hamas ist aufgetreten und hat ihren Machtanspruch noch mal sehr klar gemacht – nicht nur mit Polizisten auf der Straße, sondern auch mit Racheakten.“ Eine Entwaffnung sei nicht in Sicht.
### 3. Die palästinensische Zivilbevölkerung bleibt ohne Stimme
Jouanna Hassoun kritisiert, dass über die Betroffenen hinweg entschieden werde: „Es ist demütigend, dass über unserem Kopf hinweg die letzten 77 Jahre entschieden wurde.“ Die Gefahr bestehe, dass Gaza zwar wiederaufgebaut, die Bevölkerung aber vertrieben werde.
### 4. Die Zwei-Staaten-Lösung ist faktisch gescheitert
Sowohl Dotan-Dreyfus als auch Schindler sehen die Zwei-Staaten-Lösung als nicht mehr realisierbar. Durch Siedlungen und Checkpoints im Westjordanland sei das Gebiet „nicht mehr zusammenhängend zu verwalten“. Ein Rückbau würde gewaltsame Umsiedlungen von 500.000 Siedlern bedeuten.
### 5. Die israelische Gesellschaft distanziert sich von Gaza
Dotan-Dreyfus berichtet von einer gesellschaftlichen Dynamik, in der „fast 90 % der Häuser zerstört“ seien und „die große Mehrheit der Israelis“ wünsche, dass Gaza „nicht mehr da ist“. Dies werde auch in Medien und Politik offen kommuniziert.
## Einordnung
Die Sendung wirkt wie ein Schlaglicht auf eine politische Realität, in der Frieden primär als Management von Machtverhältnissen verhandelt wird – nicht als Gerechtigkeitsfrage. Positiv: Die Redaktion lässt sehr unterschiedliche Perspektiven zu, auch palästinensische Stimmen kommen zu Wort. Kritisch: Es fehlt ein klarer Faktencheck zu Begriffen wie „Genozid“ oder „Völkermord“, die unkommentiert im Raum stehen. Die Diskussion bleibt zudem auf Machtpolitik fixiert, während zivile Friedensinitiativen oder internationales Recht kaum Rolle spielen. Die Ästhetik der Runde – nüchtern, mit Experten:innentisch – suggeriert Objektivität, doch die inhaltliche Schwerpunktsetzung verlagert die Verantwortung für Frieden primär auf palästinensische Akteure und vermeidet eine strukturelle Kritik an der israelischen Besatzung. Wer Antworten auf die Frage sucht, wie Frieden mit Gerechtigkeit aussehen könnte, wird hier nur fragmentarisch bedient.
Hörwarnung: Wer fundierte Analyse statt emotionaler Zuspitzung sucht, sollte ergänzende Quellen konsultieren.