Der Deutschlandfunk-Podcast „Der Tag“ vom 11. September 2025 behandelt zwei Schwerpunkte: die wachsende Wohnungslosigkeit in Deutschland und das Attentat auf den US-Rechtsaktivisten Charlie Kirk. Moderatorin Josefine Schulz spricht mit Expert:innen über die vielfältigen Ursachen von Wohnungsverlust – von Eigenbedarfskündigungen über Trennungen bis zu Miet- und Energieschulden. Die Politik setzt weiter auf „bauen, bauen, bauen“, doch bezahlbarer Wohnraum fehlt. Im zweiten Teil schildert Korrespondentin Anne Reit, wie Charlie Kirk an einer Uni erschossen wurde; Täter und Motiv sind unklar. Trump und rechte Medien machen sofort die „radikale Linke“ verantwortlich und stilisieren Kirk zum Märtyrer. Die Rhetorik verschärft die ohnehin angespannte Lage in den USA. ### 1. Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland gelten als wohnungslos Die Zahl steige, obwohl die Bundesregierung 2030 Wohnungslosigkeit beenden wollte. Betroffen seien nicht nur „Obdachlose“, sondern auch Berufstätige, Studierende und Rentner:innen, die nach Eigenbedarfskündigungen, Trennungen oder Sanierungen keine neue Wohnung finden würden, so Sabine Bösing (Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe). ### 2. Die häufigsten Auslöser für Wohnungsverlust seien Miet- und Energieschulden Konflikte im Wohnumfeld, Trennungen, Gewalt gegen Frauen und Haftantritt folgten. Viele Betroffene suchten monatelang vergeblich, weil der bezahlbare Wohnraum fehle und Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt hinzukomme. ### 3. Die Politik setze weiter auf Neubau statt auf sozialen Mietrechtsschutz Ein heute im Bundestag beratenes „Baubeschleunigungsgesetz“ solle durch weniger Regeln und Förderung private Investoren mobilisieren. Kritiker:innen fordern stattdessen langfristige Sozialbindungen, ein Recht auf Schonfristzahlung und die Ausweitung Präventions-Stellen, um Kündigungen zu verhindern. ### 4. Charlie Kirk war eine zentrale Figur der jungen US-Rechten Der 31-jährige Turning-Point-USA-Gründer habe an Universitäten für „freie Rede“ und Waffenrechte geworben und die „gestohlene Wahl“-Verschwörung popularisiert. Seine Organisation habe laut Reit 250.000 Mitglieder und gelte als „Stimme Trumps für junge Menschen“. ### 5. Unklarer Täter, schnelle Schuldzuweisung Kirk wurde bei einem „Prove-me-wrong“-Auftritt in Utah von einem Dach aus erschossen; die Polizei fasste zwei Verdächtige, ließ sie aber wieder frei. Trump und rechte Medien sprachen sofort von einem „politischen Attentat“ durch die „radikale Linke“; Elon Musk twitterte, „die Linke sei die Partei des Mordes“. Beobachter:innen warnen, dass solche Aufrufe Rachefantasien schüren und das Land weiter polarisieren. ### 6. Die USA gelten als „Pulverfass“ Seit dem Attentat auf Trump und mehreren Morden an Demokrat:innen in Minnesota nehme die Akzeptanz politischer Gewalt zu. Experten:innen fürchten, dass extremistische Gruppen auf einen „Fingerzeig“ warten; Trump nutze Kirks Tod laut Reit, um härtere Sicherheits- und Einwanderungspolitik durchzusetzen. ## Einordnung Die Sendung arbeitet journalistisch sauber: Sie trennt Fakten von Spekulation, lässt Expert:innen zu Wort und weist mehrfach darauf hin, dass weder Täter noch Motiv für den Mord an Kirk bekannt sind. Besonders deutlich wird, wie schnell rechte Akteure eine Tat politisch instrumentalisieren – eine Beobachtung, die hier nicht einfach kolportiert, sondern durch Zitate und Reaktionen belegt wird. Gleichzeitig bleibt der Fokus auf den gesellschaftlichen Folgen: Die Gefahr weiterer Gewalt und die Schwäche medialer Deeskalation werden klar herausgestellt. Beim Thema Wohnungslosigkeit gelingt eine ähnlich differenzierte Darstellung: Die Lage wird nicht auf individuelles Versagen reduziert, sondern in strukturelle Probleme (Mietpreise, fehlende Sozialwohnungen, Diskriminierung) eingeordnet. Kritische Fragen an die Politik – etwa, warum trotz Milliardensubventionen bezahlbarer Wohnraum fehlt – bleiben nicht aus. Insgesamt liefert „Der Tag“ einen informativen Überblick über zwei aktuelle Krisen und ihre politische Brisanz. Hörempfehlung: Klare Empfehlung für alle, die sich sachlich mit Wohnungspolitik und US-Polarisation informieren wollen – ohne verschwörungstheoretische oder menschenverachtende Inhalte.