Die aktuelle Folge von "Studio Ett" widmet sich vier zentralen Themen: der vorgelegten schwedischen Kulturkanon, der Politik gegen das sogenannte Schattenreich in Schweden, der humanitären Katastrophe im Sudan sowie der geplanten Börsennotierung von Klarna in New York. Die Moderator:innen Mattias Rensmo und Cecilia Khawar führen dabei sowohl Expert:innen als auch Betroffene zu Wort. ### 1. Die Kulturkanon als Spiegel schwedischer Identität Lars Trägård, Vorsitzender der Kommission, erklärt, die 100 Werke und Phänomene seien nicht als endgültige Liste gedacht, sondern als "bewegliches Objekt", das alle zehn Jahre überarbeitet werde. Die Auswahl bis 1975 sei bewusst, um "Beständigkeit" sicherzustellen. Kritik an fehlender zeitgenössischer Vielfalt weist er zurück: "Folkets kanon" biete Raum für aktuelle Kultur. ### 2. Politische Kontroversen um die Kanon-Nutzung Kristdemokratin Nike Örbrink sieht die Liste als "niedrigschwelligen Einstieg" in das kulturelle Erbe, während Grünen-Vertreter Mats Berglund sie als "autoritären" Versuch wertet, Kultur "von oben" festzulegen. Die Debatte offenbare eine tiefe Kluft: "Offensichtlich besteht zwischen Miljöpartiet und Kristdemokraterna Uneinigkeit, ob es überhaupt ein spezifisch schwedisches Kulturerbe gibt", stellt Örbrink fest. ### 3. Schattenreich: Zwischen Ausweisung und Abschiebung Migrationsminister Johan Forsell rechtfertigt verschärfte Gesetze mit dem Argument: "Es gibt keine Alternative" zu konsequenter Abschiebung. Die Expertin Senia Hellgren widerspricht: "Je schwieriger der legale Aufenthalt wird, desto größer wächst das Schattenreich". Der Iraner Hussein, seit zehn Jahren in Schweden, illustriert das Dilemma: "Ich respektiere Schwedens Regeln, aber ich kann nicht nach Afghanistan zurück - es ist zu riskant." ### 4. Sudans humanitäre Katastrophe Der Afrika-Korrespondent Mona Ismail Jama berichtet von einem Erdrutsch, der eine komplette Dorfgemeinschaft verschlang: "Nur eine Person soll überlebt haben". Friedensforscher Johan Broché macht die internationale Gemeinschaft mitverantwortlich: "Der Krieg würde morgen enden, wenn die Waffenlieferungen stoppen würden", kritisiert er das Schweigen zu Waffenlieferungen aus UAE und Saudi-Arabien. ## Einordnung Das Format präsentiert sich als klassisches Nachrichtenmagazin mit klarem journalistischen Anspruch: Expert:innen werden sachlich befragt, Betroffene kommen zu Wort, und politische Positionen werden kontrovers ausgeleuchtet. Besonders bemerkenswert ist die selbstkritische Haltung gegenüber der eigenen Berichterstattung - etwa wenn Mona Ismail Jama die Verzögerung der Informationen auf fehlende Infrastruktur zurückführt. Die Diskussion um die Kulturkanon offenbart dabei nicht nur kulturelle, sondern tiefgreifende politische Grabenkämpfe über Identität und Zugehörigkeit. Die Behandlung des Schattenreichs bleibt trotz aller Expertise auffällig oberflächlich - die Perspektive der Betroffenen wird zwar eingefangen, aber strukturelle Fragen nach Abschiebehindernissen bleiben ungestellt. Insgesamt liefert die Sendung eine solide, wenn auch nicht tiefgehende Analyse aktueller Ereignisse. Hörempfehlung: Wer einen schnellen, aber facettenreichen Überblick über die schwedische Tagespolitik sucht, bekommt hier eine gut recherchierte Mischung aus Kultur, Politik und internationaler Berichterstattung.