Streitkräfte und Strategien: Von Trumps Launen und Putins Plänen (mit Sabine Fischer)
Die NDR-Podcastfolge entlarvt die Scheinverhandlungen Russlands und warnt vor verfrühten Debatten über europäische Friedenstruppen.
Streitkräfte und Strategien
56 min read2667 min audioDer Podcast "Streitkräfte und Strategien" beleuchtet die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg und die Debatte um mögliche Sicherheitsgarantien. Die ARD-Korrespondent:innen Stefan Niemann und Astrid Korall sprechen mit der Russlandexpertin Sabine Fischer von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Hauptthema ist die Frage, wie die Ukraine künftig unterstützt werden könnte – etwa durch europäische Friedenstruppen – und warum eine baldige Beendigung des Krieges unrealistisch erscheint.
### 1. Russland führe kein Interesse an echten Friedensverhandlungen
Fischer betont, dass Moskau lediglich "Simulationen von Verhandlungen" betreibe. Es gebe "keinerlei Bewegung hin zu einem Waffenstillstand oder gar einem Frieden". Stattdessen nutze Russland Gespräche, um Zeit zu gewinnen und Druck auf die Ukraine auszuüben.
### 2. Trump habe russische Narrative übernommen
Der US-Präsident habe sich bei seinem Treffen mit Putin in Alaska von der Forderung nach einem bedingungslosen Waffenstillstand verabschiedet. Fischer konstatiert: "Das ist eine hundertprozentige Übernahme des russischen Propagandanarrativs."
### 3. Die Debatte über europäische Bodentruppen sei verfrüht und kontraproduktiv
Die öffentliche Diskussion über eine mögliche Entsendung von Bundeswehrsoldaten lenke von der dringend notwendigen militärischen Unterstützung der Ukraine ab. Fischer kritisiert: "Wir haben keine Ahnung, ob es überhaupt zu einem Waffenstillstand kommt", und nennt die Debatte "ein komplettes Nebengleis".
### 4. Russland strebe eine Spaltung des Westens an
Putins langfristiges Ziel sei nicht nur die Ukraine, sondern die "Zurückdrängung der NATO" und die Schwächung des transatlantischen Bündnisses. Trump werde dabei als "Werkzeug" genutzt, um eine "postwestliche, multipolare Weltordnung" zu etablieren.
### 5. Die militärische Lage bleibe angespannt
Russland führe weiterhin schwere Angriffe, zuletzt mit über 570 Drohnen und 40 Raketen. Die Ukraine konterkämpfe zwar, etwa mit neu entwickelten Langstreckenraketen, doch ein militärischer Durchbruch sei nicht in Sicht.
## Einordnung
Die Sendung zeigt sich als sorgfältig recherchiertes journalistisches Format, das komplexe geopolitische Zusammenhänge klar vermittelt. Die Expertise von Sabine Fischer wird gewinnbringend eingebunden, ohne dass ihre Einschätzungen unkritisch übernommen würden. Besonders bemerkenswert ist die differenzierte Analyse der US-Politik unter Trump, die weder als vollständige Kapitulation noch als strategisches Meisterwerk dargestellt wird. Die Moderator:innen gelingt es, die Gefahr einer Spaltung Europas durch voreilige Debatten über Friedenstruppen deutlich zu machen, ohne dabei in Alarmismus zu verfallen. Die Perspektive der Ukraine bleibt dabei stets im Fokus, während russische Positionen als berechnend und verhandlungsresistent entlarvt werden. Die Sendung verzichtet auf Spekulationen und liefert stattdessen eine nüchterne Bestandsaufnahme der Lage.