Doppelter Espresso: #93 So viel Vermögen solltest du in jedem Alter haben!
Ein YouTater analysiert Vermögensdaten und liefert heftige Studium-Kritik gepaart mit Finanztipps.
Doppelter Espresso
39 min read1625 min audioIm Podcast "Doppelter Espresso" analysiert Torben Platzer eine aktuelle IW-Köln-Studie zum Nettovermögen deutscher Haushalte nach Altersgruppen. Er erklärt die Bedeutung des Medians, zeigt wie Vermögen mit dem Alter zunimmt und kritisiert, dass Erbschaften nicht separat ausgewiesen werden. Platzer thematisiert den Einfluss von Wohneigentum, Bildungsabschlüssen und Partnerschaft auf die Vermögensbildung. In einem ausgedehnten Persönlichkeits-Exkurs erzählt er von seinen eigenen schulischen Schwierigkeiten, dem späten Masterabschluss mit 27 und warnt vor überflüssigen Studiengängen ohne Karriereplan. Er fordert mehr Praxiserfahrung statt reiner Theorie und betont, dass klare Ziele und frühes Sparen wichtiger seien als ein bestimmter Bildungsweg. Die Unterschiede zwischen Handwerker:innen und Akademiker:innen beim Vermögensaufbau hält er für geringer als oft behauptet, wenn man die längere Vorlaufzeit berücksichtigt.
### 1. Vermögen steige mit dem Alter und erreiche zwischen 55 und 64 Jahren seinen Höhepunkt
Platzer erkläre, „Vermögen steigt mit dem Alter an, erreicht den Höhepunkt dann in der Gruppe 55 bis 64, bevor es im Rentenalter dann abnimmt.“ Als Hauptgründe nennt er längere Sparphasen, Erbschaften bei älteren und anfängliche Schulden bei jüngeren Haushalten.
### 2. Der Vermögensunterschied zwischen unter 35-Jährigen und der Gruppe 45-54 betrage fast das Zehnfache
Während Haushalte unter 35 laut Studie einen Median von 17.300 Euro hätten, läge dieser Wert bei 45-54-Jährigen bei 162.000 Euro. Platzer bedauert, dass die Gruppe unter 35 zu grob gefasst sei, da sich hier Auszubildende und promovierte Akademiker:innen mit sehr unterschiedlichen Startbedingungen wiederfänden.
### 3. Er gebe dem Bildungstransfer eine deutliche Absage
Platzer erkläre, dass Bildung sich nur dann positiv aufs Vermögen auswirke, „wenn man wirklich einen Plan hat.“ Ein Hochschulabschluss ohne klare Karriereperspektive führe oft zu späterem Berufseinstieg, höheren Gehaltsansprüchen und mangehlnder Praxiserfahrung. „Praxiserfahrung 2025 und alles was kommt, ist es A und O.“
### 4. Sparen in ETFs sei erst sinnvoll, nachdem man in sich selbst und sein Unternehmen investiert habe
Statt klassischer Sparraten empfiehlt Platzer, zunächst Geld in Humankapital und eigene Unternehmungen zu stecken: „Dann habe ich diese 400 Euro sind besser angelegt als in dem ETF-Sparplan.“ Er argumentiert, dass frühes Investment in Skills und Skalierung langfristig zu höheren Sparquoten führe.
### 5. Jeder habe seine eigene Timeline – Druck früh reich zu werden, schade oft mehr als er nütze
Platzer warnt vor zu großem Zeitdruck: „Es gibt Leute, kenne ich auch. Die haben früh sehr viel Geld verdient... Abgestürzt mit 30, broke, verschuldet. Reset.“ Wer früh wisse, was man wolle – etwa 9-to-5-Handwerker:in mit Familienwunsch –, habe einen klaren Vorteil gegenüber planlosen Studierenden.
## Einordnung
Die Episode zeigt einen YouTuber, der sich mit wissenschaftlichen Daten auseinandersetzt und sie mit persönlichen Erfahrungen verknüpft. Platzer gelingt es, komplexe Statistiken verständlich zu machen und mit konkreten Lebensentwürfen zu verbinden. Seine Argumentation ist jedoch stark durch eigene Biografie geprägt: Der wiederholte Abitur- und Studiumskritik entlang seiner Schul- und Studienschwierkeiten verengt die Perspektive auf Bildung auf reine Berufsvorbereitung. Dabei bleiben gesellschaftliche Vorteile von Bildung wie kritisches Denken oder demokratische Teilhabe unerwähnt. Die behauptete Überlegenheit der Praxis gegenüber Theorie wird mit einzelnen Anekdoten untermauert, systematische Belege oder Expert:innenstimmen fehlen. Positiv ist seine differenzierte Betrachtung von Zeitlinien und Lebensentwürfen, die Druck abbauen will. Die Finanzempfehlungen bleiben im Rahmen, auch wenn die pauschale Priorisierung von Humankapital-Investment vor Altersvorsorge individuelle Risiken vernachlässigt. Insgesamt ein unterhaltsamer, wenn auch subjektiver Blick auf Vermögensbildung und Lebensplanung.