Studio Ett: Studio Ett 2025-08-11 kl. 22.12
Aktuelle Berichterstattung aus dem schwedischen Öffentlich-rechtlichen zu Gaza, Ukraine und Iran mit kontroversen Positionen.
Studio Ett
40 min read2880 min audioDie Live-Sendung "Studio Ett" behandelt in dieser Ausgabe unter anderem das bevorstehende Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Alaska, die EU-Außenministertagung in Berlin und die Reaktionen europäischer Spitzenpolitiker:innen. Außerdem diskutiert der schwedische Öffentlich-rechtliche Podcast die israelische Luftschläge auf Journalist:innen in Gaza – darunter der Al-Jazeera-Reporter Anas al-Sharif – sowie die Frage, ob Schweden verletzte palästinensische Kinder zur Behandlung aufnehmen sollte. Weitere Themen sind die Sternschnuppen der Perseiden, ein interstellares Objekt namens "31 Atlas", das sich dem Sonnensystem nähert, und das Schicksal des schwedisch-iranischen Arztes Ahmad Reza Jalali, der seit neun Jahren in Iran inhaftiert ist und nun unter Todesdrohung steht. Zuletzt wird über den Einsatz von KI in der Hochschullehre debattiert.
### 1. EU-Außenminister:innen fordern Mitspracherecht beim Trump-Putin-Treffen
Die EU-Außenminister:innen hätten sich in Berlin auf eine gemeinsame Linie geeinigt: Keine Zugeständnisse an Russland ohne Waffenstillstand. Die schwedische Außenministerin Maria Malmö Stenegard habe zudem angeregt, das EU-Handelsabkommen mit Israel auszusetzen. Die EU-Spitzen hätten betont, dass "nichts über die Köpfe der Ukrainer:innen hinweg" entschieden werden dürfe.
### 2. Israel räumt gezielte Tötung eines Journalisten ein – fünf weitere Tote
Die israelische Armee habe nach eigenen Angaben den Al-Jazeera-Reporter Anas al-Sharif und fünf weitere Journalist:innen in Gaza gezielt getötet. Begründet werde dies mit dessen angeblicher Rolle als Hamas-Kommandeur. Kritiker:innen halten die Vorwürfe für unbelegt und sehen darin eine Einschüchterungsstrategie gegen ausländische Reporter:innen.
### 3. Norwegen nimmt verletzte palästinensische Kinder auf – Schweden zögert
Norwegen nehme bereits 28 schwer verletzte palästinensische Kinder aus Gaza zur Behandlung auf. Schweden lehne eine Aufnahme bislang ab, obwohl UN-Organisationen und EU-Mitgliedstaaten um Hilfe gebeten hätten. Die schwedische Regierung prüfe die Lage "laufend neu".
### 4. Perseiden: Bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde möglich
Die Perseiden erreichten in der Nacht zum Mittwoch ihren Höhepunkt. Unter idealen Bedingungen könnten bis zu 100 Meteore pro Stunde zu sehen sein. Allerdings erschwere eine fast Vollmondnacht die Beobachtung.
### 5. Ahmad Reza Jalali: Kein Lebenszeichen seit Wochen
Von dem inhaftierten schwedisch-iranischen Arzt Ahmad Reza Jalali gebe es seit dem 23. Juni kein Lebenszeichen mehr. Die Familie und die schwedische Botschaft wüssten nicht, wo er sich befinde. Unterstützer:innen fordern, die Regierung solle den Fall auf Kanzlerebene behandeln und eine Freilassung mit EU-Sanktionen verknüpfen.
### 6. Professor: Prüfungen abschaffen – KI-Freigabe statt Fuskverbot
Ein Vorschlag aus der Hochschulpolitik sorge für Diskussion: Professor Johan Alvehus fordere, Prüfungen abzuschaffen und KI-Einsatz offen zuzulassen. Stattdessen solle die berufliche Probezeit die tatsächliche Qualifikation zeigen. Bildungsministerin Lotta Edholm lehne dies ab – Prüfungen seien notwendig, um Qualität sicherzustellen.
## Einordnung
Die Sendung präsentiert sich als klassisches Nachrichtenmagazin mit klarem journalistischen Anspruch. Die Moderation ist sachlich, die Berichterstattung weitgehend ausgewogen – allerdings mit bemerkenswerten Leerstellen. So fehlen etwa palästinensische Stimmen zur Debatte über die Kinderaufnahme vollständig, während die israelischen Anschuldigungen gegen den getöteten Journalisten al-Sharif kaum hinterfragt werden. Die Expert:innen zu Jalali und Iran kritisieren zwar die iranische Führung scharf, doch auch hier bleiben alternative Perspektiven aus. Besonders auffällig: Die EU-Außenpolitik wird fast ausschließlich aus europäischer Sicht dargestellt, ohne russische oder ukrainische Positionen einzubeziehen. Die Diskussion über KI in der Hochschullehre führt zwar zu interessanten Gegensätzen, bleibt aber oberflächlich – konkrete Alternativen zur traditionellen Prüfungskultur werden kaum ausgelotet. Insgesamt liefert die Folge einen soliden Überblick über aktuelle Krisen, verharrt aber in einer westlich-zentrierten Betrachtungsweise.
Hörwarnung: Wer unabhängige Nahost-Analysen oder vielschichtige Perspektiven auf den Ukraine-Krieg erwartet, wird enttäuscht sein – die Sendung bleibt in westlichen Deutungsmustern gefangen.