Der Sport-Podcast "Sport inside" des WDR sendet 22-mal jährlich dienstags und behandelt recherchiert Sportthemen mit gesellschaftlichem Bezug – hier stellt Host Robert Kemper die afghanische Breakdancerin Manizha Talash vor, die 2024 in Paris wegen eines politischen Statements disqualifiziert wurde. ### Politisches Statement mit bewusster Risikoabwägung Talash habe vor ihrem Auftritt mit dem Management abgewogen, dass ein Umhang mit "Free Afghan Women" zu einer Disqualifikation führen könne. Sie sei sich bewusst gewesen, „dass das passieren könnte“, habe aber entschieden: „das ist es wert“. Ihr Ziel sei es gewesen, „die Botschaft zu verbreiten“. ### Lebensumstände als afghanische Sportlerin unter den Taliban Nach der Machtübernahme der Taliban 2021 seien Mädchen- und Frauensport verboten worden. Talash habe als Einzige weitergemacht, sei verhaftet worden und ihre Familie habe fliehen müssen. Auch sie sei geflohen und lebe seitdem in der Schweiz. ### Psychische Talfahrt nach der Disqualifikation Nach dem Ausschluss von den Spielen sei sie in „ein Loch gefallen“, habe sich „die ganze Welt verloren“ gefühlt und mehrere Tage nur geweint. Erst ein Anruf ihrer Schwester habe sie daran erinnert, dass sie „die Hoffnung“ für die afghanischen Frauen sei. ### Weiterkampfen trotz Rückschlag Trotz der Niederlage habe sie formell Protest eingelegt, weil „es ein Menschenrecht“ sei, „für die Freiheit zu kämpfen“. Sie wolle weiter tanzen, ihre Stimme erheben und „für die Frauen in Afghanistan kämpfen“. ### Breaking als Ausdruck von Freiheit und Aktivismus Für Talash bedeute Breaking „Freiheit“, die eigene Geschichte und Kultur zu zeigen. Es sei „mein Leben“, „meine Leidenschaft“, „meine Therapie“ und Mittel, um für Frauenrechte zu werben. ### Appell an die Weltöffentlichkeit Ihre wichtigste Botschaft laute, dass afghanische Frauen „immer noch da“ seien, weiter kämpften und Unterstützung bräuchten. Die Welt dürfe sie „nicht vergessen“. ## Einordnung Das Format nutzt die persönliche Geschichte einer jungen Athletin, um ein politisches Thema emotional greifbar zu machen. Kempe stellt primär offene Fragen und lässt Talash ausführlich erzählen; ihre Schilderung bleibt weitgehend unwidersprochen. Der Fokus liegt auf individuellem Leid und Hoffnung, strukturelle Analysen zum IOC-Regelwerk, westlicher Asylpolitik oder zur Rolle von Sport als politische Bühne bleiben aus. Kritische Gegenfragen etwa zu Sportwashing, zur Effektivität symbolischer Aktionen oder zu westlichen Widersprüchen in der Afghanistan-Politik fehlen. Stattdessen wird ein klarer Held:innen-Plot erzeugt, der die Hörerschaft zur Empathie aufruft, aber kaum Kontroverse erzeugt. Die Sendung zeigt sich damit als klassisches journalistisches Format mit professionellem Anspruch, das durch emotionale Narrative wirkt, politische Tiefenanalyse aber vermissen lässt. Hörempfehlung: Kurze, bewegende Episode, die aufzeigt, wie persönlicher Mut mit globalpolitischem Protest zusammentrifft – ideal, wer in 15 Minuten emotional berührt und informiert werden will, ohne Expert:innen-Disput zu erwarten.