Inside Austria: Strabag-Milliardär Haselsteiner über sein bewegtes Leben, die Reichensteuer und René Benko
Ein unkritisches CEO-Interview mit Milliardär Haselsteiner, das seine Rolle bei der Signa-Insolvenz nicht hinterfragt.
Inside Austria
4236 min audioIm Podcast "Inside Austria" spricht Chefredakteur Gerold Riedmann mit dem Bauunternehmer und Milliardär Hans Peter Haselsteiner über dessen politische Laufbahn, seine unternehmerischen Erfolge und sein Investment in die gescheiterte Signa-Gruppe. Haselsteiner schildert seine Erfahrungen als Nationalratsabgeordneter, die Gründung des Liberalen Forums und die Herausforderungen der Strabag-Internationalisierung. Zentrale Themen sind seine liberale Weltanschauung, die Bedeutung von Eigenverantwortung und Mitarbeiterbeteiligung sowie die Lehren aus der Signa-Insolvenz.
### 1. Politik als Kompromiss vs. unternehmerische Freiheit
Haselsteiner betont, dass Politik per Definition Kompromiss bedeute, während Unternehmer:innen eigenständig entscheiden könnten. "In der Politik muss man immer die Mehrheit finden. Und diese Mehrheitssuche ist manchmal mühsam und langwierig." Heute würde er sich selbst vom Politikeinstieg abraten, da man als Unternehmer "mehr bewegen" könne.
### 2. Liberale Idee als zentrale Überzeugung
Die liberale Idee sei für ihn "die beste Idee", weil sie den Menschen und die Freiheit des Einzelnen in den Mittelpunkt stelle. Haselsteiner sieht darin die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Gesellschaft, basierend auf Eigenverantwortung und Wettbewerb.
### 3. Internationale Expansion durch Risikobereitschaft
Der Schlüssel zum Strabag-Erfolg sei die Bereitschaft gewesen, "Risiken einzugehen und in neue Märkte zu investieren", wobei man lokale Gegebenheiten berücksichtigt und sich an Kulturen angepasst habe. Ohne Risikobereitschaft könne man seiner Ansicht nach keine großen Erfolge erzielen.
### 4. Signa-Desaster als Fehlinvestment
Zur gescheiterten Signa-Investition räumt Haselsteiner ein: "Wenn ich gewusst hätte, was passiert, hätte ich es natürlich nicht getan." Die größte Lehre sei, dass man "immer sehr genau prüfen muss, in welche Unternehmen man investiert" und mit wem man zusammenarbeite.
### 5. Geld als Freiheit und Verantwortung
Für Haselsteiner bedeute Geld "in erster Linie Freiheit. Freiheit, Entscheidungen zu treffen und Freiheit, Dinge zu tun, die ich für richtig halte." Gleichzeitig sehe er Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden und Gesellschaft.
## Einordnung
Das Gespräch folgt einem klassischen CEO-Interview-Muster, das kaum kritische Nachfragen zulässt. Riedmann stellt zwar die richtigen Themen (Politik, Signa-Debakel), verzichtet aber auf tiefergehende Recherche oder Konfrontation. Besonders auffällig: Die Signa-Krise wird als persönliches Lehrstück verklärt, ohne dass Fragen nach Mitverantwortung, Kontrollmechanismen oder der Rolle von Milliardärsnetzwerken gestellt werden. Haselsteiner präsentiert sich als idealistischer Liberaler, doch die Diskussion bleibt auf der Ebene schöner Prinzipien ohne Auseinandersetzung mit realen Machtverhältnissen. Die fehlende Perspektive von Betroffenen (Signa-Mieter:innen, Strabag-Arbeitnehmer:innen) ist symptomatisch für ein Format, das Wirtschaftseliten Raum zur Selbstdarstellung bietet, ohne sie zur Rechenschaft zu ziehen. Die These, Unternehmer:innen könnten mehr bewirken als Politik, wird nicht hinterfragt - ein Beispiel für die Normalisierung ökonomischer Macht.