Philipp Westermeyer begrüßt Petra Scharner-Wolff, seit über 25 Jahren bei Otto und seit Kurzem CEO der Otto Group. Sie blickt auf ihre Laufbahn vom Controlling über Geschäftsführung bis zur Konzernspitze zurück und erklärt, warum Otto trotz Amazon-Dominanz Marktanteile gewinnt: durch konsequente Plattform-Transformation, selektive Marktplatz-Partner und langfristige Familienfinanzierung. KI sei der nächste Hebel, um personalisierte Kund:innen-Erlebnisse und interne Effizienz zu steigern; gleichzeitig wolle man mit Crate & Barrel in den USA weiter expandieren. Der Verkauf der About-You-Beteiligung habe Strategie-Optionen und Cash gesichert. Stationärer Handel werde weiter unter Druck stehen, Otto setze auf Hybridarbeit und europäische KI-Standards statt US- oder chinesische Dominanz. ### 1. Otto gewinne Marktanteile, weil stationäre Händler und kleinere Versender während Corona einbrachen: „wir sind echt ehrlich gesagt total stolz darauf, dass Otto gerade Marktanteile gewinnt“ ### 2. Der Marktplatz treibe 30 % des Umsatzes und erlaube mit 18–20 Mio. Artikeln ohne Lager-Risiko breites Sortiment: „das Marktplatzgeschäft ist mittlerweile sozusagen fast so groß wie unser Handelsgeschäft“ ### 3. Als Familienunternehmen verzichte man auf Quartals- und auf schnelles Börsenkapital, könne dafür langfristig in Transformation investieren: „wir optimieren eher in Generationen oder in längeren Zyklen“ ### 4. KI nutze Otto entlang der gesamten Kette – von personalisierter Beratung („was empfiehlst du mir für eine Matratze?“) über Bild- und Videogenerierung bis zur Programmierung: „KI zieht sich durch die komplette Kette“ ### 5. Man sehe sich im Wettbewerb mit Amazons Marketing-Power und chinesischen Plattformen wie JD.com, halte sich aber durch Qualität und selektive Partner: „wir führen bestimmte Sachen nicht, aber wir werden unsere Kategorien weiter ausbauen“ ### 6. Der Verkauf der About-You-Anteile habe strategische Freiheit und Liquidität gebracht, weil man sich auf die Plattform-Transformation und neue Technologie-Investitionen fokussieren wolle: „wir haben halt auch so viele Ideen, was wir machen wollen“ ## Einordnung Der OMR-Podcast wirkt wie ein gemütliches Business-Gespräch, doch es bleibt ein PR-Format: Westermeyer stellt kaum kritische Gegenfragen, widerspricht nicht, wenn Scharner-Wolff Otto als Sieger erzählt, und lässt viele Behauptungen ohne Beleg stehen. Die „Einordnung“ bleibt aus, externe Perspektiven fehlen völlig: weder Gewerkschaftsvertreter:innen noch Umwelt- oder Datenschutzstimmen kommen zu Wort. So wird ein Eindruck von Alternativlosigkeit erzeugt: Plattform-Expansion, KI-Einsatz und Wachstum erscheinen als einzige Option. Die Diskussion über KI-Ethik bleibt vage („vernünftiger Umgang mit Kundendaten“), ohne zu erklären, wie Algorithmen diskriminierungsfrei gestaltet oder Energieverbrauch offengelegt werden. Kurz: Ein unterhaltsamer Blick in die Chefetage, aber kein kritisches Wirtschaftsjournalismus.