Wohlstand für Alle: Ep. 322: Ist Milei bald pleite?
Die Wirtschaftspodcaster analysieren Mileis gescheiterte Wirtschaftspolitik in Argentinien und decken auf, wie Trump die globale Finanzmacht missbraucht.
Wohlstand für Alle
34 min read2080 min audioOle Nymoen und Wolfgang M. Schmitt analysieren in "Wohlstand für alle" die Wirtschaftspolitik von Argentiniens Präsident Javier Milei. Sie zeigen, dass Mileis neoliberale Schocktherapie zwar die Inflation sinken ließ, jedoch auf Kosten der ärmsten Bevölkerungsschichten. Die offiziell gesunkene Armutsrate wird durch methodische Schwächen und steigende Mieten stark relativiert. Milei, der einst gegen Gelddrucken wetterte, muss nun um internationale Finanzspritzen betteln – etwa 20 Milliarden Dollar über eine bedingungslose Swap Line der USA. Die Moderatoren kritisieren, dass Trump diese Finanzmacht nutzt, um rechte Verbündete wie Milei zu stärken und linke Politiker wie Soran Mamdani in New York zu sanktionieren.
### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt
Es gebe eine ganze Industrie, die Tether nutze, um Geld zu waschen und Wirtschaftssanktionen zu umgehen. "Tether ist die erste Wahl für Kriminelle weltweit", heißt es in der Sendung. Die Stablecoin ermögliche es, Geld anonym und schnell zu transferieren, ohne auf traditionelle Banken zurückzugreifen.
### Argentiniens Wirtschaftsdaten seien manipuliert
Die offizielle Armutsstatistik werde durch eine fehlerhafte Methodik verzerrt. "Es ist nicht so, dass INDEC lügt, es ist vielmehr so, dass die Methodik selbst Schwächen aufweist", erklärt der Soziologe Daniel Steingart. Besonders Miet- und Energiepreissteigerungen würden unzureichend erfasst.
### Milei habe sich von China abhängig gemacht
Trotz anti-chinesischer Wahlkampfreden habe Milei nun bei China um Schuldenstundung betteln müssen. "Nicht nur, dass ich nicht mit China verhandeln werde, ich werde mit keinen Kommunisten verhandeln", hatte Milei noch im Wahlkampf erklärt. Nun seien 18 Milliarden Dollar Schulden an China fällig.
### Trump nutze Dollarimperialismus für rechte Politik
Die USA wollen Argentinien mit 20 Milliarden Dollar bedingungslos unterstützen, um einen Linksruck zu verhindern. "Wir tun das, weil wir es können und weil wir unseren Kandidaten gewinnen sehen wollen", beschreibt Schmitt die Motivation. Gleichzeitig drohe Trump, New York bei einer Wahl des linken Kandidaten Mamdani finanziell zu strangulieren.
### Die Swap Line gefährde US-Finanzreserven
Die geplante Währungsswap-Linie würde 95% der liquiden Dollar-Reserven der USA aufbrauchen. "Eine Swap-Fazilität in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar würde 95% der US-Dollar-Reserven und 72% der ausländischen Devisenreserven der USA aufbrauchen", rechnen die Moderatoren vor. Dies sei ein enormer finanzieller Freundschaftsdienst ohne Gegenleistung.
### Mileis Politik spalte die Gesellschaft
In Argentinien entstehe eine "Tale of Two Economies" - während Besserverdiener von der Liberalisierung profitieren, müssen viele Mieter dreimal so viel Miete zahlen. "Die Miete für ihre kleine Wohnung habe sich nach Ablauf ihres vorherigen Vertrags fast verdreifacht", berichtet die Lehrerin Romina Mizenta. Die Politik treffe vor allem die unteren 40-50% der Bevölkerung.
## Einordnung
Der Podcast zeigt eindrucksvoll, wie ökonomische Dogmen in der Praxis scheitern. Nymoen und Schmitt demontieren Mileis Selbstdarstellung als erfolgreicher Reformkurs durch sorgfältige Analyse widersprüchlicher Daten. Besonders bemerkenswert ist ihre Kritik am Dollarimperialismus: Sie entlarven, wie Trump die globale Finanzvorherrschaft der USA nutzt, um rechte Verbündete zu stützen und linke Aufsteiger zu sanktionieren – ein Aspekt, der in deutschen Medien oft untergeht. Die Moderatoren vermeiden es jedoch, die komplexen argentinischen Verhältnisse auf einfache Schuldzuweisungen zu reduzieren. Stattdessen zeigen sie die strukturellen Zwänge auf, vor denen selbst radikale Reformpolitiker letztlich kapitulieren müssen. Die Analyse bleibt dabei frei von Verschwörungstheorien oder menschenfeindlichen Positionen. Als Unterhaltungsformat mit journalistischem Anspruch gelingt es den Sprechern, wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich zu machen, ohne dabei die Komplexität zu vereinfachen. Die Perspektive ist eindeutig nordhalbkugel-zentriert, was angesichts des Themas jedoch angemessen erscheint.