Better Offline: The Hater's Guide To The AI Bubble, Pt, 2

Eine schonungslose Analyse der wirtschaftlichen Realitäten hinter dem Generative-AI-Boom mit Fokus auf das gescheiterte Geschäftsmodell von Cursor.

Better Offline
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Ed Zitron führt im Podcast "Better Offline" die Analyse der KI-Blase fort und enthüllt systematisch, warum generative KI weder mit Amazon Web Services vergleichbar noch profitabel sei. Im Zentrum stehe die Coding-App Cursor von Anysphere, die trotz 500 Millionen Dollar annualisiertem Umsatz ein "unsustainable business model" betreibe. Zitron erklärt ausführlich, wie Cursor nach einer 900-Millionen-Dollar-Finanzierungsrunde im Mai 2025 seine Preise drastisch erhöhen musste, nachdem Anthropic und OpenAI neue Service-Tiers einführten, die faktisch einer Erpressung gleichkämen. ### Cursor als Beispiel für das Scheitern des KI-Geschäftsmodells Cursor sei "the largest and most successful generative AI company by far", aber sein Wachstum basiere auf einem Produkt, das "it can no longer afford to sell". Nach der Einführung von Anthropics priority pricing im Mai 2025 habe Cursor seine 20-Dollar-Abos durch usage-basierte Modelle mit "arbitrary rate limits" ersetzt und ein 200-Dollar-Ultra-Tier eingeführt. Zitron zitiert Reddit-Nutzer, die über diese Verschlechterungen "furious" seien. ### OpenAI und Anthropic als parasitäre Partner Die großen Modellanbieter würden ihre eigenen Kunden systematisch ausbeuten. Zitron beschreibt eine Zeitlinie, wonach Anthropics Umsatz von 250 auf 330 Millionen Dollar monatlich stieg, direkt nachdem Cursor seine Mehrjahresverträge abgeschlossen hatte: "Where could that money have come from?" OpenAI und Anthropic seien "the biggest threats to their customers" und würden "actively rent seek and punish any of their success stories". ### Fehlende Profitabilität in der gesamten Branche Außer Midjourney gebe es keine profitablen LLM-Unternehmen. Nur 12 Generative-AI-Firmen erzielten über 100 Millionen Dollar annualisierten Umsatz. Perplexity verliere bei 34 Millionen Dollar Umsatz 68 Millionen Dollar, davon allein 57 Millionen für Compute-Services. Selbst etablierte Unternehmen wie Microsoft (2,1 Milliarden), Adobe (125 Millionen) und Salesforce (100 Millionen) erzielten "pathetic amounts of money from AI". ### "Agents" als Marketing-Betrug Der Begriff "Agent" sei "one of the most egregious acts of fraud I've seen in my entire career". Salesforces AgentForce sei "a goddamn chatbot program", das bei einstufigen Aufgaben nur 58% Erfolgsrate erreiche. OpenAIs ChatGPT-Agent habe in einer Demo 21 Minuten für einen Hochzeitsplan benötigt und bei einer Baseball-Stadion-Route "every single major ballpark on the East Coast" vergessen, inklusive Yankee Stadium und Fenway Park. ## Einordnung Zitrons Analyse folgt seiner bewährten Methode: Akribische Recherche trifft auf bissigen Sarkasmus, wobei er sich gezielt auf Geschäftsmodelle und Marktdynamiken konzentriert statt auf technische Details. Seine Stärke liegt in der Verknüpfung scheinbar isolierter Ereignisse zu einem kohärenten Narrativ über systematische Ausbeutung. Die Cursor-Chronologie ist dabei beispielhaft für seine investigative Herangehensweise: Er deckt auf, wie Finanzierungsrunden, Preiserhöhungen und Produktverschlechterungen zeitlich koordiniert wurden. Problematisch ist Zitrons gelegentlich überzogene Rhetorik ("fucking lie", "dogshit"), die seine fundierten Argumente überschattet. Auch seine Verallgenerungen über die gesamte KI-Branche basieren hauptsächlich auf wenigen Fallstudien. Dennoch gelingt es ihm, wichtige Machtasymmetrien zwischen Modellanbietern und deren Kunden sichtbar zu machen, die in der Tech-Berichterstattung oft ausgeblendet werden. Seine Kritik an der unkritischen Übernahme von Marketing-Begriffen wie "Agents" durch Medien ist berechtigt und entlarvt manipulative Sprachstrategien der Branche. Hörempfehlung für alle, die sich für die Geschäftsdynamiken hinter dem KI-Hype interessieren und Zitrons direkte Art schätzen.