Philipp Adorf (Politikwissenschaftler, Uni Bonn) diskutiert mit Brigitte Baetz und Festival-Publikum, wie Medien mit „Populisten“ wie Trump oder der AfD umgehen sollen. Er ortet eine inflationäre, oft vage Verwendung des Begriffs „Populist“, die ihn entwertet, und definiert Populismus als „Bindestrich-Ideologie“, die stets „Volk vs. Elite“ erzählt. Dabei nutzen Populisten Medien gezielt: klassische Medien als Bühne, soziale Netzwerke zur direkten Mobilisierung. Ob man Rechtspopulisten einladen sollte, sei ein Dilemma ohne Königsweg: Nicht-Einladung liefert Opfernarrative, Einladung riskiert Normalisierung. Adorf plädiert für klare Kontextualisierung statt Platform-Denken. Für US-Berichterstattung empfiehlt er, Trump nicht als normalen Politiker zu behandeln, sondern autokratische Praktiken (Supreme-Court-Reform, Behörden-Kahlschlag) konkort zu benennen und Begriffe wie „Faschismus“ durch das Konzept des „democratic backsliding“ zu ersetzen, um Wähler nicht abzustumpfen. Fehlende Perspektiven: Migranten, Betroffene von AfD-Politiken und strukturelle Repräsentationslücken werden kaum thematisiert; stattdessen bleibt die Debatte zwischen „mehr Ausgewogenheit“ vs. „keine Plattform“ innerhalb einer elitär-medialen Blase hängen. ## Einordnung Die Diskussion bleibt weitgehend technokratisch und entpolitisiert: Es geht um Formatfragen („einladen oder nicht“), nicht um Machtverhältnisse, die hinter der AfD- oder Trump-Erfolgsgeschichte stehen. Kritische journalistische Haltung wird zur Manage-Frage degradiert, ohne dass strukturelle Medienverdichtungen (Konzerneigentum, Click-Logik) oder die sozialen Folgen rechts-populistischer Politik systemisch thematisiert würden. Die Fokussierung auf „rhetorische Strategien“ verdrängt, dass Mediensystem und Populismus sich gegenseitig bedingen: Populisten liefern Aufmerksamkeits-Assets, Medien liefern Reichweite. Die Expertise des Wissenschaftlers bleibt deskriptiv, ohne Bruch mit dieser Logik. Dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk „mehr Stimmen“ einführen soll, ohne klare Kriterien gegen Menschenfeindlichkeit, öffnet die Tür zur Normalisierung rechter Positionen. Fehlende Gäste: Betroffene von Abschiebungen, BIPoC-Journalist:innen oder Gewerkschafter:innen, die sich mit Medienmacht und Rechtsextremismus auskennen. Wer die Folge sucht, bekommt eine Führung durch ein Dilemma, aber kaum Reflexion der eigenen Rolle von Journalismus und Wissenschaft im Rechtsruck – eine gelungene Veranstaltungsaufzeichnung, aber keine gründliche Selbstkritik der redaktionellen Praxis.