Seit 2021 sind Online-Sportwetten und viele Glücksspiele in Deutschland legal – mit dem Ziel, illegale Anbieter zu verdrängen und Spielschutz zu gewährleisten. Der DLF-Hintergrund-Beitrag zeigt anhand von Betroffenen, Therapeut:innen und Jurist:innen, dass die Regulierung Lücken lässt: Lizenzen aus EU-Staaten wie Malta oder Drittstaaten wie Curaçao ermöglichen teils dubiose Geschäftspraktiken, bei denen Gewinne nicht ausgezahlt werden. Gleichzeitig fließen riesige Werbebudgets (z. B. 80 Mio. € von Tipico) in Fußball-Bundesliga und Rap-Szene, was Glücksspiel als Alltagskultur normalisiert. Experten streiten, ob der „Kanalisierungsgrad“ tatsächlich bei 93–98 % liegt oder nur bei 50 %. Die gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) steht erst seit 2021 auf dem Prüfstand, während Anbieter mit milliardenschweren Umsätzen weiter expandieren. Betroffene wie Matthias Kupper berichten von Suchtverlauf und hohen finanziellen Verlusten; Therapeut:innen fordern mehr Prävention statt Prohibition. Die EU-Kommission leitete 2025 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Malta, weil das Land Klagen gegen Glücksspielanbieter erschwert. Der Beitrag bleibt deskriptiv und wertet weder die Politik der Liberalisierung noch einzelne Unternehmen abschließend – er zeigt aber die diskursiven Linien auf: Marktöffnung vs. Spielerschutz, Legalangebot vs. Schwarzmarkt, Normalisierung vs. Stigmatisierung. ## Einordnung Markus Wolf präsentiert ein professionell recherchiertes Feature, das mit O-Tonen von Betroffenen, Juristen und Suchtexperten arbeitet und auf aktuelle Studien sowie Recherchen von Investigate Europe verweist. Stilistisch bleibt der Beitrag in der Tradition des deutschen Leitmediums DLF: sachlich, nüchtern, ohne Aufregung oder moralisierende Wertung. Besonders bemerkenswert ist die Breite der Perspektiven: Ein ehemaliger Spieler schildert den Sog der Live-Wetten, ein Therapeut erklärt die Psychologie der Glücksspielsucht, ein Wirtschaftsrechtler umreißt das demeritorische Gut, ein Anwalt beschreibt Auszahlungsprobleme mit Offshore-Lizenzen. Dennoch bleibt die Diskussion weitgehend innerhalb eines etablierten Rahmens: Der Staat schaffe durch Legalisierung einen kontrollierbaren Markt, ein vollständiges Verbot gelte als wirkungslos. Kritische Stimmen, die etwa die Kommerzialisierung des Fußballs oder die Rolle der EU-Dienstleistungsfreiheit grundsätzlich in Frage stellen, fehlen. Auch die Expertise der GGL selbst kommt nicht zu Wort, sodass die Behörde als neutrale Instanz erscheint, ohne sich zu den vorgebrachten Daten und Widersprüchen äußern zu müssen. Die Sprache bleibt durchgehend im Indikativ, was journalistische Objektivität suggeriert, aber die normative Annahme einer liberalen Marktöffnung als Alternativlosigkeit repliziert. Insgesamt liefert der Podcast eine informative, aber nicht tiefgreifend dekonstruierende Analyse eines jungen und dynamischen Politikfeldes.