Raport o stanie świata Dariusza Rosiaka: Raport - sezon nieogórkowy - 27 sierpnia 2025
Ein Rückblick auf den August 1980, der Polen veränderte – und die Frage, warum die Solidarność nie das wurde, was viele im Westen erhofften.
Raport o stanie świata Dariusza Rosiaka
49 min read3255 min audioDariusz Rosiak und der Historiker Piotr Zychowicz blicken in der letzten Sommerfolge von "Raport o stanie świata" auf den August 1980 zurück – 45 Jahre nach den Danziger Verträgen, die den „freien“ Polen einläuteten. Sie rekonstruieren, wie aus zunächst rein sozialen Forderungen nach Fleisch und freien Samstagen ein landesweiter, politischer Streik wurde, der die kommunistische Führung zur Zugeständnisse zwang. Dabei erinnern sie an die kaum beachteten Frauen, die den Ausstieg aus dem Teilerfolg verhinderten, an die Rolle der Kirche, die offiziell zur Mäßigung mahnte, und an die inneren Konflikte der Solidarność zwischen linken Intellektuellen, katholischem Arbeitermilieu und nationalistischen „echten Polen“. Die Episode endet mit der Feststellung, dass die Solidarność – trotz späterer wirtschaftspolitischer Kehrtwende – der einzige Moment in der polnischen Geschichte war, in dem „etwas Universelles“ aus dem Land zu dringen schien.
### 1. Die ersten Streiks begännen mit Sozialforderungen, nicht mit Politik
Die August-Ereignisse 1980 starteten demnach in Lublin und Świdnik mit Forderungen nach höheren Löhnen und besserer Fleischversorgung. Erst in Danzig formierten sich die Forderungen politisch: „wolne związki zawodowe“ und die Freilassung politischer Gefangener. „Pierwszy był oczywiście strajk w Lublinie. To się to się rozlewało na Polskę.“
### 2. Wenige Frauen retteten den Streik vor dem Scheitern
Als die Werftleitung die Rückkehr von Anna Walentynowicz zusagte, sei der Streik beinahe beendet worden. „To było zasługą dosłownie kilku osób, to były panie zresztą w większości [...] które stanęły na tych bramach und zaczęły ich namawiać, żeby [...] nie wychodzili.“
### 3. Die Kirche mahnte zur Mäßigung – und wurde ignoriert
Das berühmte Jasna-Góra-Referat von Kardinal Wyszyński am 26. August sei „par excellence antystrajkowe“ gewesen. „Prymas mówił o tym, żeby zachować umiar, żeby nie starać się realizować wszystkiego naraz.“ Die Gläubigen hörten dennoch nicht auf ihren Autoritäten, weil das Vertrauen in die Partei bereits völlig zerstört war.
### 4. Solidarność war kein linkses Projekt, sondern tief katholisch und sozial
Obwohl westliche Linke Solidarność unterstützten, sei deren Programm „głęboko socjalny i plebejski“ gewesen, aber auch „bardzo głęboka warstwa katolicka“. Westliche Beobachter seien überrascht gewesen über „te msze w święte w zakładach pracy“ und die Ablehnung fortschrittlicher Themen wie Abtreibung oder Frauenrechte.
### 5. Die Sowjetunion als Schreckgespenst blockierte jede Unabhängigkeitsdebatte
Die Angst vor einem sowjetischen Einmarsch habe jede offene Diskussion über Unabhängigkeit erstickt. „Strach przed groźbą radzieckiej interwencji“ sei das stärkste Argument der Parteiführung gewesen, um Solidarność in Schach zu halten.
### 6. Die Solidarność stand kurz vor einer inneren Spaltung
Im Herbst 1981 hätten sich bereits „prawicowe“ Plattformen wie die Macierewicz-Gruppe und nationalistische „prawdziwi Polacy“ gebildet. Gleichzeitig hätten linke Kräfte wie Jacek Kuroń zu einer „rewolucji“ aufgerufen. Der Ausnahmezustand habe diese „dziwną niedonoszoną ciążę“ politischer Parteien vorzeitig beendet.