Im "RE:"-Monatsrückblick des katholischen Kulturmagazins „Die Eule“ besprechen Michael Kreder und Redakteur Philipp Greifenstein die deutsche Bischofserklärung zum Gaza-Krieg, die kurz vor dem zweiten Jahrestag des 7. Oktober 2023 erschien. Die Bischöfe fordern sofortiges Ende der Gewalt, Freilassung der Geiseln, ungehinderte humanitäre Hilfe und eine Zwei-Staaten-Lösung. Neu ist die explizite Kritik an israelischem Kriegshandeln; fundamentalistische Strömungen werden auf „allen Seiten“ benannt. Die Erklärung enthält weder den Begriff Genozid noch Apartheid, distanziert sich aber deutlich von jüdischem Siedlungs-Fundamentalismus und christlichem wie islamistischem Extremismus. ### 1. Kirchensprecher äußern sich erstmals deutlich zu israelischem Kriegshandeln Greifenstein erinnert, dass katholische Stimmen zum Gaza-Krieg lange ausblieben, während evangelische Hilfswerke und die EKD im Sommer Position bezogen hatten. Die Bischofserklärung halte nun „klarere Worte zur israelischen Kriegsführung“ bereit, „als wir das noch vor einigen Monaten gewohnt waren“. (00:03:07) ### 2. „Religiöser Fundamentalismus auf allen Seiten“ wird rhetorisch gleichgesetzt Die Erklärung benennt jüdischen, christlichen und islamistischen Fundamentalismus als gleichwertige Konflikttreiber. Kreder sieht darin einen „geschickten“ Schritt, weil „wir es eben auch mit christlichen Fundamentalisten zu tun haben“, etwa dem evangelikalen Zionismus in den USA, der sich auf biblische Landverheißung beruft. (00:12:27) ### 3. Deutscher Debattenzwang: 7. Oktober muss genannt werden Beide Moderatoren sprechen von einer „deutschen Sonderregel“ (00:09:02): Jede Stellungnahme müsse zwingend den 7. Oktober erwähnen, bevor Kritik an Israel erlaubt erscheint. Ohne diese Formel werde man „sehr schnell abgebügelt“. (00:11:41) ### 4. Begriffsgrenzen: „Genozid“ und „Apartheid“ bleiben ausgespart Trotz internationaler Debatten verzichtet die DBK laut Greifenstein bewusst auf den Vorwurf des Völkermords oder der Apartheid. Für ihn ist das „sachlich richtig“, weil die Begriffe juristisch hoch aufgeladen seien. (00:10:49) ### 5. Interne Kritik: Erklärung sei lange überfällig Kreder unterstreicht, dass der offene Brief nicht nur Reaktion auf eine neue Bodenoffensive sei, sondern „schon länger vorbereitet“ wurde. Die Verzögerung zeige, wie vorsichtig deutsche Kirchen sich bewegen, wenn sie Kriegshandeln Israels kritisieren. (00:04:18) ## Einordnung Der Monatsrückblick wirkt wie ein internes Reflexionsgespräch, das überwiegend die eigene Position würdigt. Die Erklärung der Bischöfe wird als Fortschritt gefeiert, ohne dass Gegenstimmen oder palästinensische Perspektiven zu Wort kommen. Die Gleichsetzung unterschiedlicher Fundamentalismen verharmlost Machtgefälle: Jüdische Siedler:innen verfügen über staatliche Ressourcen, palästinensische Zivilbevölkerung lebt unter Besatzung. Die deutsche Debattenregel, den 7. Oktober stets zu erwähnen, wird kritisch benannt, aber letztlich selbst eins zu eins übernommen. So bleibt die Sendung in der eigenen Blase: Wer keine radikale Position vertritt, braucht keine Gäste einladen, die eine andere Sichtweise vertreten. Der Podcast empfiehlt sich als Selbstbestätigung für kirchlich-gebundene Hörer:innen, die eine differenzierte Israel-Kritik sucht, ohne sich mit palästinensischen Stimmen auseinandersetzen zu müssen.