Streitkräfte und Strategien: NATO mit Putins Drohnen überfordert? (mit Alex Drost)
Der NDR-Podcast analysiert den russischen Drohnenangriff auf Polen und deckt auf, warum Deutschland bei Drohnenabwehr und Zivilschutz strukturell unterversorgt ist.
Streitkräfte und Strategien
42 min read2095 min audioDer NDR-Podcast „Streitkräfte und Strategien“ beleuchtet in dieser Folge den russischen Drohnenangriff auf Polen und die mangelhafte Drohnenabwehr der NATO. Kai Küstner und Stefan Niemann diskutieren mit Expert:innen, wie tief russische Drohnen in polnisches Gebiet eindringen konnten und warum die Bundeswehr bei der Drohnenabwehr „blank“ sei. Sie werfen dabei auch einen Blick auf das russisch-belarussische Manöver „Zapad 2025“ und die Rolle von Donald Trump, der den Vorfall nicht eindeutig verurteilt. Im zweiten Teil geht es um den Zustand des Zivilschutzes in Deutschland – ein Thema, das seit dem Krieg in der Ukraine an Relevanz gewonnen hat. Die Bundesrepublik steckt hier noch in den Kinderschuhen, während Schweden mit fast 7 Millionen Schutzplätzen Vorreiter ist.
### 1. Russische Drohnen testen systematisch die NATO-Ostflanke
Die Eindringlinge seien keine Zufallshandlung, sondern Teil eines „sorgfältig geplanten“ Tests. In abgeschossenen Drohnen fanden sich polnische und litauische SIM-Karten – ein Hinweis darauf, dass Russland gezielt die Navigation in feindlichen Mobilfunknetzen testen wollte.
### 2. Drohnenabwehr ist die „größte Schwäche“ der Bundeswehr
Der scheidende Heeresinspekteur Alfons Mais bestätigt, Deutschland verfüge weder über ausreichend spezialisierte Systeme noch über eine durchgehende Luftverteidigung. Notlösungen reichen von mit Puma-Autokanonen beschossenen Drohnen bis zur Wiederaufrüstung der aufgelösten Heeresflugabwehr.
### 3. NATO reagiert symbolisch – Trump relativiert
Während Polen und Deutschland Luftüberwachung verstärken, hält US-Präsident Trump eine Verurteilung offen: „Es könnte sich auch um Versehen handeln.“ Diese Unklarheit schwächt nach Einschätzung der Moderatoren die Bündnissolidarität.
### 4. Zivilschutz in Deutschland: Note 5+
Der frühere Berliner Feuerwehrchef Albrecht Brömme attestiert Deutschland ein „besseres Mangelhaft“. Es fehle an belastbaren Personalzahlen, klaren Zuständigkeiten und nutzbaren Schutzräumen. Von 500.000 Bunkerplätzen ist kein einziger einsatzbereit; stattdessen sollen nun einfache Kellerräume zu „Unterstupfen“ umfunktioniert werden.
### 5. Schweden als Vorbild
Schweden verfügt über knapp 7 Millionen Schutzplätze, die Modernisierung läuft. Jeder Haushalt erhält unaufgefordert Checklisten zur Notvorsorge. Offene Kommunikation schaffe laut Minister Bolin Akzeptanz für hohe Verteidigungsausgaben.
## Einordnung
Der Podcast erfüllt seinen journalistischen Anspruch: Er beleuchtet verschiedene Perspektiven, lässt Expert:innen zu Wort kommen und macht militärische Zusammenhänge verständlich. Besonders gelungen ist die Einordnung der Drohnenangriffe als Teil russischer Strategie statt als Einzelfall. Kritisch bleibt, dass die Bundeswehr-Interviewpartner nur vorsichtige Formulierungen wählen – was die Moderatoren jedoch transparent machen und so die Einschätzung stützen, dass Deutschland bei Drohnenabwehr und Zivilschutz strukturell unterversorgt ist. Die journalistische Leistung liegt darin, diese Lücken ohne Polemik offenzulegen und konkrete Konsequenzen für Bürger:innen zu benennen. Rechte oder verschwörerische Narrative finden keine Plattform; stattdessen wird Faktenlage klar benannt und politische Handlungsbedarfe aufgezeigt.