Der Games-Podcast „Indie Fresse“ diskutiert in Folge 248 die episodische Superhelden-Comedy „Dispatch“, das surreale Puzzle-Adventure „Keeper“ und die Open-World-Schlachten von „Ghost of Yōtei“. Marcus Richter und Dennis Kogel sprechen über die Rückkehr des Telltale-Formats, die Preis-Leistungs-Probleme kurzer Spiele und die Frage, ob man sich für 30 Euro lieber einzelne Indies kauft oder Game-Pass-abo-mäßig alles probiert. Dazwischen: ein Ausflug in Geschichts-Puzzle („Pass Puzzle“) und Liebeskummer wegen überlangen 4X-Spielregeln. ### 1. Telltale-Spirit ohne Telltale Das Studioserien-Format kehrt mit „Dispatch“ zurück: Aaron Paul schlüpft in die Rolle eines gescheiterten Superhelden, der als Call-Center-Teamleiter Superhelden-Schurken in therapeutische Einsätze schickt. Die Mischung aus wöchentlichen Episoden, Management-Klicks und romantischem Workplace-Comedy-Knistern funktioniert „phänomenal“, auch wenn die Spielmechanik „draufgeklatscht“ wirkt. ### 2. Spielmechanik vs. Geschichte Die Auftragsvergabe funktioniert über simple Stat-Checks (Stärke, Charisma, Widerstandskraft). Kritisiert wird, dass sich Erfolg oder Misserfolg kaum auf die Handlung auswirken: „Ob man sich gut anstellt im Spielpart oder nicht, hat nicht wirklich eine große Bewandnis für die Geschichte.“ Die Diskussion zeigt die Spannung zwischen interaktiver Serie und tatsächlichem Gameplay. ### 3. Preis-Leistung und Zugänglichkeit 30 Euro für ein 5-Stunden-Spiel gelten beiden als „bisschen viel“. Sie sehen „Dispatch“ und „Keeper“ als perfekte Game-Pass-Titel, aber auch als Beispiel für die Krise kurzer narrativer Spiele: „Für solche Spiele sollte es diesen Game Pass geben, weil es sonst keiner kauft.“ Die Folge wirft die Grundsatzfrage auf, wie viel Innovation Spieler für 30 Euro erwarten dürfen. ### 4. Surrealer Leuchtturm und Spielspaß trotz Kamera-Problem „Keeper“ überrascht durch ständig neue Mechaniken und Themen (Post-COVID, Neuanfang), bleibt aber ein „Puzzle-Walking-Simulator“. Die feste Kamera sorgt für „traumhafte“ Atmosphäre, aber auch für Orientierungsprobleme. Die Sprecher loben die kreative Neuerfindung, monieren aber erneut den 30-Euro-Preis. ### 5. Open-World-Sucht statt Strategie Marcus spielt 20 Stunden „Ghost of Yōtei“ und ist „krass drauf hängen geblieben“, obwohl er sonst Open-World-Spiele hasst. Die Diskussion weitet sich auf 4X-Spiele aus: Christian Köller empfiehlt „Old World“ und das „maximal komplexe“ „Shadow Empire“, während Dennis „Endless Legend 2“ wegen unlesbarer Karte und mangelnder Vermittlung abschreibt. ### 6. Geschichtsrätsel und pädagogische Nebenwirkungen Das tägliche Zahlen-Rätsel „Pass Puzzle“ (historische Jahreszahlen durch Hinweise und Mastermind-Logik erraten) zeigt: „Man lernt ein bisschen was über Geschichte“ – etwa wie jung Frauenwahlrecht in der Schweiz ist. Die Sprecher diskutieren „strategisches Raten“ versus reines Wissen und die Sozial-Media-taugliche Ergebnis-Kopierfunktion. ## Einordnung Die Episode steht für das typische Indie-Fresse-Profil: zwei Freunde plaudern mit hohem Wiedererkennungswert über Spiele, die sie lieben oder lieben-gewöhnt haben. Die Gesprächsbalance kippt zwischen persönlicher Anekdote („Ich hab Kronos in Hades 2 besiegt“) und analytischem Blick (Preis-Leistung, Mechanik-vs-Story). Besonders interessant: Die wiederkehrende Preis-Diskussion offenbart ein strukturelles Dilemma kleiner Studios – kurze, kreative Spiele müssen 30 Euro kosten, um Entwicklung zu refinanzieren, stoßen aber auf ein Publikum, das durch Game-Pass-Flatrates entwöhnt wurde. Die Folge bleibt frei von rechter Rhetorik oder Esoterik, bietet aber auch keine diversen Perspektiven außer weiß-männlicher Mitt-Dreißiger. Wer Spiele-Kultur jenseits von Triple-A-Trailer sucht und sich für Entwickler-Ökonomie interessiert, bekommt hier entspannte Denkanstöße – mit Cliffhangern, ob „Shadow Empire“ Dennis verschlingt. Hörempfehlung: Ja, wenn du wissen willst, warum 30-Indies plötzlich ein Preisproblem sind und wie Aaron Paul als gescheiterter Superheld wirkt.